Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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übergeführt, welches in alkalischen Flüssigkeiten löslich ist und durch 
Oxydation in unlösliches Indigoblau übergeht. Der blaue schlamm 
förmige Satz wird nach wiederholtem Waschen mit Wasser abfiltriert, 
in Holzkasten gepresst und getrocknet. Er kommt von Indien in Kisten 
von 140—150 kg in den Handel und enthält zumeist 40—oO Percent 
reines Indigoblau. Der Gehalt schwankt von 20—90 Percent. Daneben 
enthält er Aschenbestandtheile, nebst Indigoleim, Indigoroth und Indigo 
braun. Seine Qualität ist, wie die jedes anderen Bodenproductes, sehr 
vom Klima, vom Boden etc. abhängig. In concentrierter Schwefelsäure 
löst er sich zu Indigo Sulfonsäure auf. Darauf, dass der Indigo durch 
alkalische Reductionsmittel in lösliches Indigoweiß (Küpenfärberei) und 
nachheriges Oxydieren (Hängenlassen der getränkten Zeuge an der Luft) 
in Indigöblau übergeht, sowie durch Schwefelsäure lösliche Sulfonsäuren 
zu bilden imstande ist (Sächsischblaufärberei), beruhen die Methoden, mit 
Indigo zu färben. Das Natronsalz der Indigosulfonsäure ist wie alle 
Sulfonsäuren im Wasser leicht löslich und kommt unter dem Namen 
Indigocarmin in den Handel. Der feinste Indigo kommt von Java. Er ist 
ungefähr 7üpercentig. 
Baeyer opferte der Erforschung der Constitution und der Synthese 
des Indigos sieben Jahre seines Lebens und hat das große Verdienst, 
im Jahre 1878 zuerst den Farbstoff aus seinen Elementen, also syn 
thetisch, dargestellt zu haben. Im Laufe der Jahre wendeten viele 
Forscher dem Studium des Indigos sich zu, so dass heute schon viele 
Methoden bekannt sind, den Farbstoff synthetisch darzustellen. Aller 
dings haben viele davon nur ein rein theoretisches Interesse. 
Es bedurfte einer 20jährigen mühevollen Thätigkeit, um das 
technisch hergestellte Product mit dem natürlichen concurrenzfähig zu 
machen. Nicht weniger als 152 Patente wurden in Deutschland allein 
auf die Erfindung einer technisch ausführbaren Synthese genommen. 
Solange aber der künstliche Indigo sich höher im Preise stellte als das 
Naturproduct, war der Erfolg nur ein theoretischer. Ausdauer und Heiß 
brachten es dazu, den Erfolg auch zu einem praktischen umzugestalten. 
Insofern man aber immer vom Toluol als Rohproduct ausgieng, 
waren alle Synthesen infolge der geringen Ausbeuten zu theuer. 
Es werden heute in der Theerfarbenindustrie an Benzol und 
Toluol circa 25- bis 30.000 Tonnen*) jährlich konsumiert. Dabei kommen 
auf 4 Theile Benzol etwa 1 Theil Toluol. Es stehen demnach jährlich 
5- bis 6000 Tonnen Toluol zur Verfügung, welche Menge kaum annähernd 
dem Indigobedarf genügen würde. Dieses Toluol wird aber in der 
Theerfarbenindustrie aufgebraucht, und man wäre genöthigt, nachdem 
nach den neuen technischen Fortschritten 1 kg Indigo 4 kg Toluol 
ungefähr zu seiner Herstellung 1 bedarf, neue Mengen Toluol zu er 
zeugen, wobei man aber erst für die dabei entstehende vierfache Menge 
Benzol Verwendung schaffen müsste. 
*) Diese und andere Zahlenangaben bezüglich des Indigos wurden dem 
interessanten Vortrage von H. Brunek: Die Entwicklungsgeschichte der Indigo- 
fabrication (B. Berichte XXXIII. Sonderheft, S. EXXI und ff.) entnommen.
	        
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