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mittel, am meisten aber neuerer Zeit in der Seifenfabrication. Auch
das Paraffin wurde bereits 1830 von Reichenbach entdeckt, und
das der modernen Industrie der Carbide ungehörige Calciumcarbid ist
schon seit 1862 (Wöhier) bekannt.
Von den Alkaloiden sind viele schon sehr alt, so Morphin
(Sertürner 1811), Atropin (Mein 1831), Coffein (Runge 1821),
Coniin (Giesecke 1827), Nicotin (Posselt und Reimann), ebenso
manche der noch viel gebrauchten Hypnotica, wie Chloroform (Liebig
1831), Chloral (Liebig 1832); dagegen sind neuerer Zeit viele pharma-
ceutische Producte mit großem Erfolg in den Arzneischatz über
gegangen, so z. B. Sulfonal, 1886/88 von Baumann erfunden, dann
die wirksame Substanz der Schilddrüse (Jodothyrin) 1896 von Bau
mann und Roos entdeckt, das Diphtherie-Antitoxin und das Tetanus-
Antitoxin (Behring 1890); Antipyrin (Knorr 3 883).
Schon lange bekannt, aber erst in neuerer Zeit vielfach ange
wendet, sind Formaldehyd (A. W. v. Plofmann 1868), Carbolsäure
(Runge 1834), Salicylsäure (Kolbe und Lautemann 1859); Von
den künstlichen Süßstoffen wäre das Saccharin (Fahlberg und Rem-
sen 1879) als ein moderneres Product zu erwähnen. Eine neuere Indu
strie ist die der künstlichen Riechstoffe, unter denen das von Tiemann
und Haarmann (1874) dargestellte Vanilin das älteste ist. Ihm folgten
der künstliche Moschus (Baur 1889) und das Jonon (Tiemann und
Krüger 1893). In der Papierindustrie zählt die Harzleimung als
deutsche und "schon alte Erfindung (Illig 1806). Moderner ist die
Anwendung der Surrogate in der Papierfabrication, wenngleich der
Holzschliff schon 1845 von Keller erfunden wurde.
Viele der hier besprochenen Industrien hätten keinen so gewal
tigen Aufschwung erlangt, wenn nicht auch die Hilfsmittel der chemi
schen Technik außerordentliche Erfolge aufzuweisen hätten. Insoferne
verdienten die i in der nächsten Umgebung der chemischen Industrie
ausgestellten Materialien aus Glas, Porzellan, Steinzeug und Metallen
unser vollstes Interesse.
Von den Glaswaren seien die Producte der Firma Fritz Fischer
und Röwer in Stützerbach in Thüringen genannt, die Glasinstrumente
und Apparate für technische und wissenschaftliche Zwecke ausgestellt
hat, ferner die bestens bekannte Firma für Laboratoriums-Einrichtungen
Max Kaehler & Martini in Berlin, Warmbrunn, Quilitz & Co.,
Berlin, die die verschiedensten Bedarfsartikel für chemische Laboratorien
zur Schau stellen. Sehr berühmt wegen der großen Widerstandsfähigkeit
gegen chemische Einflüsse und Temperaturschwankungen ist das Jenaer
Gerätheglas, vom Glastechnischen Institut in Jena in verschiedene!
Anwendung zur Anschauung gebracht, zu verschiedenen Geräthschaften
und insbesondere zur Herstellung feiner Thermometer dienend. Die
selben sind, um bis zu Temperaturen von 400° bis 600°, also weit über
den Siedepunkt des Quecksilbers (357°) hinaus, brauchbar zu sein, nicht
luftleer, sondern mit Kohlensäure oder Stickstoff gefüllt. Die feineren