65
Vortrag selbst, zu dessen Text sie gleichsam als Illustrationen dienen.
Bei Einzelvorträgen und kleineren Cursen ist dies Ideal erreichbar, so
z. B. bei dem sechsstündigen Cyklus „Allgemeine Erdkunde“ der volks-
thümlichen Universitätscurse oder den „Urania“-Vorträge». Der Eindruck,
den solche Vorträge erzielen, ist umso größer, je vollkommener die
Harmonie zwischen gesprochenem Wort und vorgeführtem Bilde erreicht
ist. Die vorgeführten Bilder müssen aus reicher Auswahl für die
speciellen Zwecke des Vortrages ausgewählt, beziehungsweise für ihn
angefertigt sein, und der Vortrag darf weder von zufälligen Lücken des
Bildermaterials beeinträchtigt werden, noch sich sclavisch an die Bilder
als Commentar anschließen. Dies ist umso schwerer durchzuführen,
je mehr der Vortrag ins Detail geht, und so lässt sich das vorgeführte
Ideal bei längeren Cursen, beispielsweise einem mehrstündigen Univer-
sitätscolleg, nur schwer erreichen. Das geographische Institut der Wiener
Universität besitzt in seinem Hörsaal einen ausgezeichneten Projections-
apparat, und seine große Diapositivsammlung ist größtentheils un
mittelbar für die einzelnen Collegien erworben oder angefertigt. Trotz
dem werden hier Skioptikonvorträge im engeren Sinne des Wortes
nur ausnahmsweise gehalten. Man begnügt sich zumeist damit, am
Schlüsse mancher Vorlesung eine Serie von Diapositiven vorzuführen,
welche sich auf den Gegenstand der letzten Vorlesung oder der letzten
Vorlesungen beziehen, durch ihre Erörterung denselben gleichsam zu
wiederholen und einzelne Punkte eingehender auszuführen. Mit größtem
Vortheil geschieht dies am Schlüsse eines nicht allzu kleinen Abschnittes
der Vorlesungen. Es kann eben auch nach jahrelangem systematischen
Sammeln das skioptische Material nicht so lückenlos sein, dass daneben
auf jede andere Art von Veranschaulichungsmitteln verzichtet werden
könnte. Überdies erfordert jede Projectionsvörführung die beständige
Anwesenheit einer speciellen Hilfskraft zur Bedienung des Apparates.
In Betracht kommt auch der Umstand, dass während der Projectionen
der Saal verfinstert sein muss. Ein öfterer Wechsel zwischen der An
wendung des Skioptikons und derjenigen ausgehängter Objecte inner
halb derselben Vorlesungsstunde würde also einen peinlichen Wechsel
zwischen Licht und Dunkel bedingen, der die Aufmerksamkeit der Hörer
beeinträchtigt. Solange der Saal verfinstert ist, wird das „Nachschreiben“
der Studenten in den allerengsten Grenzen gehalten — gewiss ein
pädagogischer Vortheil. Beim Wechsel von Licht und Finsternis da
gegen werden sie in die Versuchung geführt, im Hefte „nachzutragen“,
und dadurch leicht verwirrt. Es ist also — auch abgesehen von dem
Zeitverlust bei jedesmaliger Erhebung oder Verfinsterung — ein solcher
Wechsel nicht zu empfehlen. Man muss längere Zeit bei der einen
oder bei der anderen Art der Veranschaulichung beharren und daher
die Skioptikonvorführung auf einen bestimmten größeren Abschnitt —
Anfang oder Schluss — der Stunde oder auf bestimmte Projections-
stunden beschränken. Ersteres ist dort leicht, wo im Hörsaal selbst
Apparat und Bedienung jederzeit ohneweiters zur Verfügung stehen.
Wenn aber, wie in den meisten Lehranstalten, beide nur in einem
5