Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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Vortrag selbst, zu dessen Text sie gleichsam als Illustrationen dienen. 
Bei Einzelvorträgen und kleineren Cursen ist dies Ideal erreichbar, so 
z. B. bei dem sechsstündigen Cyklus „Allgemeine Erdkunde“ der volks- 
thümlichen Universitätscurse oder den „Urania“-Vorträge». Der Eindruck, 
den solche Vorträge erzielen, ist umso größer, je vollkommener die 
Harmonie zwischen gesprochenem Wort und vorgeführtem Bilde erreicht 
ist. Die vorgeführten Bilder müssen aus reicher Auswahl für die 
speciellen Zwecke des Vortrages ausgewählt, beziehungsweise für ihn 
angefertigt sein, und der Vortrag darf weder von zufälligen Lücken des 
Bildermaterials beeinträchtigt werden, noch sich sclavisch an die Bilder 
als Commentar anschließen. Dies ist umso schwerer durchzuführen, 
je mehr der Vortrag ins Detail geht, und so lässt sich das vorgeführte 
Ideal bei längeren Cursen, beispielsweise einem mehrstündigen Univer- 
sitätscolleg, nur schwer erreichen. Das geographische Institut der Wiener 
Universität besitzt in seinem Hörsaal einen ausgezeichneten Projections- 
apparat, und seine große Diapositivsammlung ist größtentheils un 
mittelbar für die einzelnen Collegien erworben oder angefertigt. Trotz 
dem werden hier Skioptikonvorträge im engeren Sinne des Wortes 
nur ausnahmsweise gehalten. Man begnügt sich zumeist damit, am 
Schlüsse mancher Vorlesung eine Serie von Diapositiven vorzuführen, 
welche sich auf den Gegenstand der letzten Vorlesung oder der letzten 
Vorlesungen beziehen, durch ihre Erörterung denselben gleichsam zu 
wiederholen und einzelne Punkte eingehender auszuführen. Mit größtem 
Vortheil geschieht dies am Schlüsse eines nicht allzu kleinen Abschnittes 
der Vorlesungen. Es kann eben auch nach jahrelangem systematischen 
Sammeln das skioptische Material nicht so lückenlos sein, dass daneben 
auf jede andere Art von Veranschaulichungsmitteln verzichtet werden 
könnte. Überdies erfordert jede Projectionsvörführung die beständige 
Anwesenheit einer speciellen Hilfskraft zur Bedienung des Apparates. 
In Betracht kommt auch der Umstand, dass während der Projectionen 
der Saal verfinstert sein muss. Ein öfterer Wechsel zwischen der An 
wendung des Skioptikons und derjenigen ausgehängter Objecte inner 
halb derselben Vorlesungsstunde würde also einen peinlichen Wechsel 
zwischen Licht und Dunkel bedingen, der die Aufmerksamkeit der Hörer 
beeinträchtigt. Solange der Saal verfinstert ist, wird das „Nachschreiben“ 
der Studenten in den allerengsten Grenzen gehalten — gewiss ein 
pädagogischer Vortheil. Beim Wechsel von Licht und Finsternis da 
gegen werden sie in die Versuchung geführt, im Hefte „nachzutragen“, 
und dadurch leicht verwirrt. Es ist also — auch abgesehen von dem 
Zeitverlust bei jedesmaliger Erhebung oder Verfinsterung — ein solcher 
Wechsel nicht zu empfehlen. Man muss längere Zeit bei der einen 
oder bei der anderen Art der Veranschaulichung beharren und daher 
die Skioptikonvorführung auf einen bestimmten größeren Abschnitt — 
Anfang oder Schluss — der Stunde oder auf bestimmte Projections- 
stunden beschränken. Ersteres ist dort leicht, wo im Hörsaal selbst 
Apparat und Bedienung jederzeit ohneweiters zur Verfügung stehen. 
Wenn aber, wie in den meisten Lehranstalten, beide nur in einem 
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