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von der Photographie als verschiedene Helligkeitsstufen wiedergegebenen
Flächenfarben der Originalkarte das Bild der Höhenstufen, das durch
die Gebirgszeichnung gegeben ist, verwirren, ja mitunter Theile der
Karte undeutlich, selbst unleserlich machen. Auch lassen sich nur re
lativ kleine Kartenausschnitte auf diese Weise reproducieren. Für die
Darstellung größerer Theile der Erdoberfläche ist also dies Hilfsmittel
nicht so vortheilhaft wie für die Darstellung kleiner und kleinster
Gebiete in möglichst starker Vergrößerung.
Außer den topographischen Übersichtskarten spielen im handels
geographischen Unterricht eine besondere Rolle solche Karten und
Kartogramme, in welchen bestimmte geographische Factoren,
insbesondere aber anthropogeographische und wirtschaftliche Verhält
nisse ihren Ausdruck finden, insbesondere also Productionskarten,
Kartogramme der Volksdichte u. dgl. Die vorhandenen Productions
karten sind leider zumeist nicht als Wandkarten verwertbar*) — man
denke etwa an Friedrichs Karte von Kleinasien! Wandkarten dieser
Art müssen eventuell durch Bemalen von „Umrisskarten“ eigens herge
stellt werden. Auf gleiche Weise sollten insbesondere gewisse Weltüber
sichtskarten vergrößert und vergröbert werden wie Hettners Kärtchen der
Transportmittel des Landverkehrs, Hahns Karte der landwirtschaftlichen
Culturformen und ähnliche. Für die Verkehrsgeographie kämen da
neben Isochronenkarten in Betracht, welche vergleichend die Zustände
verschiedener Epochen (etwa 1890 und 1900) nebeneinanderstellen. Auch
sie 1 müssten erst in mühevoller Arbeit entworfen werden, da die in den
letzten Jahren erschienenen Werke dieser Art nicht den Weltverkehr,
sondern wesentlich nur den europäischen Verkehr im Auge haben.
Derartige Arbeiten können an einer solchen Handelshochschule,
welche auch die Ausbildung der Handelsschullehrer vermittelt,
als Seminar- oder Prüfungsarbeiten der Lehramtscandidaten ausgeführt,
und im Falle sie entsprechen, veröffentlicht werden, analog wie der
artige Themen ab und zu in geographischen Seminaren der Universi
täten gestellt werden.**) Den kaufmännischen Zöglingen der
Handelshochschulen aber kann man so zeitraubende und für ihre prak
tischen Ziele bedeutungslose Arbeiten nicht zumuthen. Dadurch wird
die Herstellung derartiger Lehrbehelfe erschwert und vertheuert, ich
halte aber den Gedanken fest, sie nach und nach auch für die
Export-Akademie zu beschaffen. Auch gewisse Übersichtskarten
über rein natürliche Verhältnisse haben für den handelsgeographischen
Unterricht auch an der Hochschule Wert. Wie sich für denselben bei
spielsweise die meisten Blätter des leider veraltenden Chavanne’schen
physikalisch-statistischen Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie
trotz ihrer Kleinheit verwenden lassen, so wird das Studium der Schiffahrts-
*) Was z. B. auch Hickmanns Karte der Baumwollindustrie Österreich-
Ungarns oder die leider schon veralteten Industriekarten der Kammerbezirke Kger
und Reichenberg nur in sehr kleinen Räumen noch sind.
**) Vergleiche die Isochronenkarten von Berlin und Breslau von Marie
Krauske in der Festschrift des geographischen Seminars der Universität Breslau 1901.