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1. Da die Darstellung der allgemeinen physisch-geographischen
Verhältnisse jedes Landes schon aus Mangel an Zeit zu einer knappen.
Übersicht zusammengepresst werden muss, so wird man sich auch bei der
Veranschaulichung derselben nur einer begrenzten Auswahl von Bildern
bedienen.*).. Charakteristische Landschaftstypen werden in erster
Linie zu wählen sein. Zu bevorzugen sind jene, aus welchen der
Charakter und die relative Ausdehnung der productiven Landschaften
des Gebiets am anschaulichsten hervorgeht. Daraus ergibt sich, dass
auch die „unproductiven“ Gebiete, soweit sie den Verkehr nicht ganz
ausschließen, also Wüsten, Gebirge, vereiste Gebiete, Sumpfland etc.,
nicht ganz unberücksichtigt bleiben können. Doch werden Natur
erscheinungen, wie Vulcane, Gletscher, Wasserfälle u. dg!., in zweite
Linie zurückzustellen sein und nur vorgeführt werden, insoferne sich an
sie eine Beziehung zu Klima, Bewässerung, Production, Ansiedlungs-,
Verkehrs- oder Handelsverhältnisse ungezwungen anknüpfen, lässt. Jeden
falls soll durch geeignete Auswahl der Bilder eine lebhafte Vorstellung
nicht nur vom Aussehen des Landes, sondern auch von seiner Bewohn
barkeit und seinen Hilfsquellen erweckt werden. Dabei ist auf die
scharfe Sonderung und Charakteristik der einzelnen natürlichen Gebiete
innerhalb eines Landes besonderes Gewicht zu legen.**)
2. Bei der Auswahl der Landschaftsbilder, deren die Samm
lung der Export-Akademie bereits eine ansehnliche Zahl besitzt, ist
auch Nachdruck zu legen auf das natürliche Pflanzenkleid der Land
schaft, das deren Habitus wesentlich mitbestimmt. Vegetations
bilder werden insbesondere dann wertvoll für den handelsgcographisclien
Unterricht, wenn sie zugleich — wie dies bei manchen Objecten
unserer Collection der Fall •— die Ausnützung des wilden Pflanzen
wuchses und das Eingreifen des Menschen in die Pflanzenproduction
der Erde (Bilder von Culturpflanzeu, Plantagen, landwirtschaftlichen
Operationen u. s. w.) oder auch die Grundlagen der Viehzucht, mit
einem Worte: die Urproduction als solche veranschaulichen, oder
wenn die Gebundenheit der meisten menschlichen Ansiedlungen an das
cultivierte und cultivierbare Gebiet sich aus ihnen erhellen lässt. Bilder,
welche die specielle Art und Weise der productiven Thätigkeit, ihre
Technik, zum Gegenstände haben, gehören dagegen dem warenkund
lichen Unterrichte zu. Sie können jedoch jenem aus der Geographie
mit Vortheil dienstbar gemacht werden, sobald in der Darstellung der
natürliche Charakter des Gebiets und seiner Production vor der Han
tierung des Menschen in den Vordergrund tritt. Das Gleiche ist der hall
bei zusammenhängenden Serien von Bildern, deren eine etwa die Aus-
*) In propaedeutischen Cursen (vgl. oben S. 67 Amu ) kommt Urnen eine
größere Bedeutung zu. Noch größer wäre der Umfang ihrer Verwertung in
Specialcollegien.
**) Ich brauche kaum hervorzulieben, wie wichtig dieser Punkt auch für
den Vortrag selbst ist. Gerade der Studierende der Handelsfächer schwebt infolge
seiner lebhaften Beschäftigung mit der zusammenfassenden Handelsstatistik in
Gefahr, Ländercomplexe von starker innerer Mannigfaltigkeit fälschlich als Gebiete
einheitlichen Charakters und einheitlicher Production aufzufassen.