Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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1. Da die Darstellung der allgemeinen physisch-geographischen 
Verhältnisse jedes Landes schon aus Mangel an Zeit zu einer knappen. 
Übersicht zusammengepresst werden muss, so wird man sich auch bei der 
Veranschaulichung derselben nur einer begrenzten Auswahl von Bildern 
bedienen.*).. Charakteristische Landschaftstypen werden in erster 
Linie zu wählen sein. Zu bevorzugen sind jene, aus welchen der 
Charakter und die relative Ausdehnung der productiven Landschaften 
des Gebiets am anschaulichsten hervorgeht. Daraus ergibt sich, dass 
auch die „unproductiven“ Gebiete, soweit sie den Verkehr nicht ganz 
ausschließen, also Wüsten, Gebirge, vereiste Gebiete, Sumpfland etc., 
nicht ganz unberücksichtigt bleiben können. Doch werden Natur 
erscheinungen, wie Vulcane, Gletscher, Wasserfälle u. dg!., in zweite 
Linie zurückzustellen sein und nur vorgeführt werden, insoferne sich an 
sie eine Beziehung zu Klima, Bewässerung, Production, Ansiedlungs-, 
Verkehrs- oder Handelsverhältnisse ungezwungen anknüpfen, lässt. Jeden 
falls soll durch geeignete Auswahl der Bilder eine lebhafte Vorstellung 
nicht nur vom Aussehen des Landes, sondern auch von seiner Bewohn 
barkeit und seinen Hilfsquellen erweckt werden. Dabei ist auf die 
scharfe Sonderung und Charakteristik der einzelnen natürlichen Gebiete 
innerhalb eines Landes besonderes Gewicht zu legen.**) 
2. Bei der Auswahl der Landschaftsbilder, deren die Samm 
lung der Export-Akademie bereits eine ansehnliche Zahl besitzt, ist 
auch Nachdruck zu legen auf das natürliche Pflanzenkleid der Land 
schaft, das deren Habitus wesentlich mitbestimmt. Vegetations 
bilder werden insbesondere dann wertvoll für den handelsgcographisclien 
Unterricht, wenn sie zugleich — wie dies bei manchen Objecten 
unserer Collection der Fall •— die Ausnützung des wilden Pflanzen 
wuchses und das Eingreifen des Menschen in die Pflanzenproduction 
der Erde (Bilder von Culturpflanzeu, Plantagen, landwirtschaftlichen 
Operationen u. s. w.) oder auch die Grundlagen der Viehzucht, mit 
einem Worte: die Urproduction als solche veranschaulichen, oder 
wenn die Gebundenheit der meisten menschlichen Ansiedlungen an das 
cultivierte und cultivierbare Gebiet sich aus ihnen erhellen lässt. Bilder, 
welche die specielle Art und Weise der productiven Thätigkeit, ihre 
Technik, zum Gegenstände haben, gehören dagegen dem warenkund 
lichen Unterrichte zu. Sie können jedoch jenem aus der Geographie 
mit Vortheil dienstbar gemacht werden, sobald in der Darstellung der 
natürliche Charakter des Gebiets und seiner Production vor der Han 
tierung des Menschen in den Vordergrund tritt. Das Gleiche ist der hall 
bei zusammenhängenden Serien von Bildern, deren eine etwa die Aus- 
*) In propaedeutischen Cursen (vgl. oben S. 67 Amu ) kommt Urnen eine 
größere Bedeutung zu. Noch größer wäre der Umfang ihrer Verwertung in 
Specialcollegien. 
**) Ich brauche kaum hervorzulieben, wie wichtig dieser Punkt auch für 
den Vortrag selbst ist. Gerade der Studierende der Handelsfächer schwebt infolge 
seiner lebhaften Beschäftigung mit der zusammenfassenden Handelsstatistik in 
Gefahr, Ländercomplexe von starker innerer Mannigfaltigkeit fälschlich als Gebiete 
einheitlichen Charakters und einheitlicher Production aufzufassen.
	        
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