Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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sein. Vielfach werden die Beziehungen zwischen diesen und der 
Landesnatur hiebei klarer erfasst. Die Bilder aus dem Volksleben 
tragen aber auch dazu bei, die Production, den Consum den Bedarf, 
die Stellung im Handel und Verkehr, die dem Lande zukommt, 
schärfer zu illustrieren. Aus diesen Gründen halte ich eine reichliche 
Verwertung solcher Bilder selbst dort für geboten, wo auf die ethno 
graphische Seite der Unterweisung weniger Gewicht gelegt werden soll. 
5. Ähnlich verhält es sich mit Typen der menschlichen An 
siedlungen in den einzelnen Ländern. Doch wird man sich hier mit 
weniger begnügen und zum großen Theil schon auf Landschafts- und 
Volkstypenbildern die Wohnsitze der Bevölkerung, ihre Häuser, Hutten 
und Höfe, Zelte, Kraale, Dörfer etc. vorführen können Wichtig ist 
die Vorführung von Städtebildern, insbesondere von Haupthandels- 
und Hafenplätzen, die eingehend und mit Benutzung des Planes be 
sprochen werden. Allerdings entbehren manche davon einer starker 
ausgesprochenen Eigenart und geben vorwiegend nur eine Vorstellung 
von der Größe des Ortes. Umso wichtiger erscheinen daher solche 
Bilder, auch kleinerer Orte, die als Typen städtischer Siedlung unc 
1 .ebensweise dienen, besonders wenn sie: die natürlichen und wirtschaft 
lichen Grundlagen der Ansiedlung in dem betreffenden Lande erkennen 
lassen (etwa Quellen in Südafrika, Verkehrswege in vielen Cultur- 
ländern u. s. w.) oder die geographischen Effecte der Ansiedlung zu 
verfolgen gestatten. Charakteristische Abbildungen von Stadt-, Dorl- 
und Einzelsiedlungen vermögen auch unter bestimmten Umständen die 
Vertheilung der Bevölkerung in einem Lande, dessen Verkehrs- und 
Handelsverhältnisse zu illustrieren. Straßenbilder können oft für die 
letzteren lehrreich sein. Dagegen werden städtische Emzelgebaude 
nur in Ausnahmsfällen instructiv wirken, indem sie etwa Art und Stute 
der Cultur in dem betreffenden Ort, die materiellen Verhältnisse der 
Bevölkerung u. dgl. zur Anschauung bringen. Die Außenseite von 
Börsen, Auctionshallen, Bankgebäuden mag bei dem Hörer der im 
handelskundlichen Unterricht von diesen Instituten viel erfahren hat, 
Interesse begegnen, und man kann immerhin solche Bilder, die meist wenig 
charakteristisch und daher auch von geringem pädagogischen Vert 
sind gelegentlich in der geographischen oder der handelskundlichen 
Vorlesung vorführen.*) Bilder der Inneneinrichtung solcher Institute 
gehören jedenfalls der letzteren zu. Ein anderes Gepräge tragen solche 
Gebäude, die einen originellen, fremdartigen Stil vertreten und aus 
ethnographischen Gründen nicht ganz übergangen werden können. Sie 
ergänzen meist auch in einem gewissen Sinne das Bild der Landes- 
production. So darf der Feuertempel von Baku bei einer Vorführung 
der Petroleumlager nicht fehlen; orientalische Prachtbauten, Portale, 
selbst Wohnungsinterieurs ergänzen das Bild von Land und Leuten 
so wesentlich, dass sich der Geograph an ihrer Verwertung für den 
*) Für erstere spräche die bequeme Möglichkeit, sie an die anderen Bilder 
der betreffenden Stadt (Gesammtansicht, Hauptstraßen etc.) anzureihen.
	        
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