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sichten versprechenden großen Erwerbszweig auch viele minder begabte
Individuen zuwendeten, die einerseits die raschere Entwicklung des
Handels hemmten und andererseits ein gewisses Missverhältnis zu den
anderen einflussreichen Kreisen entstehen ließen, unter welchem noch
nachfolgende Generationen, aber auch der Handel selbst und infolge
dessen ' die gesummte Volks- und Staatswirtschaft zu leiden haben,
da sich als eine weitere Folge auch noch eine gewisse Abneigung
junger, talentierter Kräfte gegen einen solchen Stand geltend macht.
Diese Kluft zeigt sich auch in dem weniger freundschaftlichen Verhältnis
zwischen dem Chef und den Untergebenen gegenüber anderen Berufen.
Die enorme Entwicklung des Verkehres hatte eine vollständige Neu
gestaltung und umfangreiche Erweiterung des Handels zur folge, und es
müsste daher selbst sehr gut veranlagten Menschen immer schwerer fallen,
all die Kenntnisse und Erfahrungen, die zum zielbewussten, stets alle
eben herrschenden, bisher bestandenen und voraussichtlich eintretenden
Verhältnisse berücksichtigenden Betrieb des Handels heute erfordeilich
erscheinen, durch Erfahrungen im Laufe der praktischen Thätigkeit zu
erwerben, da nicht selten viele Jahre in der Praxis verbracht werden
müssten, um gewisse Erfahrungssätze durch eigene Anschauung kennen
zu lernen, die in Theorie umgewandelt, in der entsprechenden Ver
bindung und Form vermittelt, dem Betreffenden in ganz kurzer Zeit
eigen sind. Das Verstehen genügt nun allerdings allein nicht, um im
gegebenen Fall das zweckentsprechendste Handeln zu sichern; in dieser
Beziehung kann eben die Theorie die Praxis nie ersetzen, weil sich
eine selbst gemachte Erfahrung, eine erst nach langen Bemühungen,
oft nach größeren materiellen Verlusten sich ergebende Erkenntnis
oder Überzeugung viel mehr und bleibender einprägt, als ein im Vor
träge oft nur einmal, vielleicht ohne jedes praktische Beispiel, gehörter
und dann leider meist ohne Nachdenken auswendig gelernter Grund
satz, der sich gerade im erforderlichen Momente nicht rechtzeitig ein-
stell’t. Möglichst viele Beispiele, welche die verschiedene Anwen
dung der Theorie in der Praxis zeigen, können sehr zur Festigung
<les °Wissens und zur Mobilität desselben für den Fall der Anwendbar
keit beitragen. .
Soweit es also möglich und thunlich ist, soll die Selbstthätig-
keit bereits in der Schule dem Schüler manche Erfahrungssätze
finden helfen, und durch die Zerfällung in die einzelnen Wissenszweige
soll für den Lernenden deren Zusammenhang und Wechselwirkung in
der Praxis nicht gänzlich verschwinden oder wieder hergestellt werden.
Durch diese Zerlegung der kaufmännischen Thätigkeit ergeben
sich für jedes Geschäft folgende allgemeine kaufmännische Fächer:
1. Das Rechnen (kaufmännische Arithmetik);
2. die Buchhaltung oder Buchführung;
‘5. die sonstigen schriftlichen Ausfertigungen (Comptoirarbeiten
und Correspondenz); ^
4. die Registratur, d. i. die geordnete Pesthaltung aller Vor-
komnmis.se und Aufbewahrung der hierüber ausgefertigten Schriftstücke,