Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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sichten versprechenden großen Erwerbszweig auch viele minder begabte 
Individuen zuwendeten, die einerseits die raschere Entwicklung des 
Handels hemmten und andererseits ein gewisses Missverhältnis zu den 
anderen einflussreichen Kreisen entstehen ließen, unter welchem noch 
nachfolgende Generationen, aber auch der Handel selbst und infolge 
dessen ' die gesummte Volks- und Staatswirtschaft zu leiden haben, 
da sich als eine weitere Folge auch noch eine gewisse Abneigung 
junger, talentierter Kräfte gegen einen solchen Stand geltend macht. 
Diese Kluft zeigt sich auch in dem weniger freundschaftlichen Verhältnis 
zwischen dem Chef und den Untergebenen gegenüber anderen Berufen. 
Die enorme Entwicklung des Verkehres hatte eine vollständige Neu 
gestaltung und umfangreiche Erweiterung des Handels zur folge, und es 
müsste daher selbst sehr gut veranlagten Menschen immer schwerer fallen, 
all die Kenntnisse und Erfahrungen, die zum zielbewussten, stets alle 
eben herrschenden, bisher bestandenen und voraussichtlich eintretenden 
Verhältnisse berücksichtigenden Betrieb des Handels heute erfordeilich 
erscheinen, durch Erfahrungen im Laufe der praktischen Thätigkeit zu 
erwerben, da nicht selten viele Jahre in der Praxis verbracht werden 
müssten, um gewisse Erfahrungssätze durch eigene Anschauung kennen 
zu lernen, die in Theorie umgewandelt, in der entsprechenden Ver 
bindung und Form vermittelt, dem Betreffenden in ganz kurzer Zeit 
eigen sind. Das Verstehen genügt nun allerdings allein nicht, um im 
gegebenen Fall das zweckentsprechendste Handeln zu sichern; in dieser 
Beziehung kann eben die Theorie die Praxis nie ersetzen, weil sich 
eine selbst gemachte Erfahrung, eine erst nach langen Bemühungen, 
oft nach größeren materiellen Verlusten sich ergebende Erkenntnis 
oder Überzeugung viel mehr und bleibender einprägt, als ein im Vor 
träge oft nur einmal, vielleicht ohne jedes praktische Beispiel, gehörter 
und dann leider meist ohne Nachdenken auswendig gelernter Grund 
satz, der sich gerade im erforderlichen Momente nicht rechtzeitig ein- 
stell’t. Möglichst viele Beispiele, welche die verschiedene Anwen 
dung der Theorie in der Praxis zeigen, können sehr zur Festigung 
<les °Wissens und zur Mobilität desselben für den Fall der Anwendbar 
keit beitragen. . 
Soweit es also möglich und thunlich ist, soll die Selbstthätig- 
keit bereits in der Schule dem Schüler manche Erfahrungssätze 
finden helfen, und durch die Zerfällung in die einzelnen Wissenszweige 
soll für den Lernenden deren Zusammenhang und Wechselwirkung in 
der Praxis nicht gänzlich verschwinden oder wieder hergestellt werden. 
Durch diese Zerlegung der kaufmännischen Thätigkeit ergeben 
sich für jedes Geschäft folgende allgemeine kaufmännische Fächer: 
1. Das Rechnen (kaufmännische Arithmetik); 
2. die Buchhaltung oder Buchführung; 
‘5. die sonstigen schriftlichen Ausfertigungen (Comptoirarbeiten 
und Correspondenz); ^ 
4. die Registratur, d. i. die geordnete Pesthaltung aller Vor- 
komnmis.se und Aufbewahrung der hierüber ausgefertigten Schriftstücke,
	        
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