Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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Comptoir würde einem Laien am wenigsten imponieren, es ist aber — 
wie jeder gute Unterricht — auch nicht dazu vorhanden. 
Selbst für den Fachmann gestaltet sich die Untersuchung und 
Prüfung eines Übungscomptoirs hinsichtlich seiner Zweckmäßigkeit und 
Leistungsfähigkeit außerordentlich schwierig, da selten wieder ein 
Gegenstand so vielseitige Anforderungen stellt und hier am leichtesten 
der Schein für Wahrheit gehalten werden kann. 
Ich bin ganz überzeugt, dass ein Demonstrationszwecken dienendes 
Üb.ungscomptoir den Besuchern viel besser gefällt als eine nur den 
Zweck und die Aufgaben für die Schüler beachtende Form, weil die erste 
Art ja bei ihren Einrichtungen die Wirkung auf den Dritten (den Zu 
schauer) berücksichtigt, ein gutes Mustercomptoir aber nur das 
Ergebnis für den Lernenden (den Arbeiter) im Auge haben soll. 
Durch solche Vorgänge und die Sucht, neue Formen zu schaffen, 
findet leicht eine Verschiebung des Verhältnisses zu den übrigen 
Gegenständen statt. 
IV. Durchführung des Übungscomptoirs. 
Wie bereits erwähnt, liegt gerade in der Art und Weise der 
Durchführung der Wert des Übungscomptoirs. Dieselbe ist aber bei 
diesem Gegenstände so verschieden, dass man aus dem gleichen 
Namen gar nicht auf den Unterricht schließen kann, und es kann 
daher auch nicht jeder unter diesem Titel erfolgende Vorgang wirk 
lich auf die genannte Bezeichnung Anspruch erheben. Dadurch er 
scheinen aber auch die oft diametral sich gegenüberstehenden Urtheile 
über dieses Fach erklärlich, da fast jeder darunter ganz etwas anderes 
versteht und leider bis heute es weder gelungen ist, einen einheitlichen 
Vorgang oder wenigstens einige Typen festzustellen, noch hiefiir eine 
bestimmte Terminologie aufrecht zu erhalten. 
Daraus ergibt sich aber auch, dass man gar nicht allgemein für 
oder gegen das Mustercomptoir sein kann, und das nicht zufrieden 
stellende Resultat der Verhandlungen auf den bisherigen internationalen 
Gongressen für das kaufmännische Unterrichtswesen ist wohl zum 
Theile auf die Verschiedenheit der den einzelnen Rednern und Dele 
gierten unter dem 'Eitel „Mustercomptoir“ bekannten oder vor 
schwebenden Einrichtungen zurückzuführen. Um zu einem entsprechenden 
Ergebnis zu gelangen, wären die Grundlagen, das Verhältnis, die ver 
schiedenen Formen der Durchführung und die Resultate des Muster 
comptoirs festzustellen, danach jede einzelne Form dieses Unterrichtes 
auf ihre Vortheile und Nachtheile, die Bedingungen für ihre Durch 
führbarkeit, ihren speciellen Zweck etc. zu prüfen. Nicht jede Art des 
heute an den verschiedenen Schulen geübten Mustercomptoirs kann 
schlankweg empfohlen werden, und selbst eine für eine bestimmte 
Anstalt vortheilhaft erscheinende Form kann — auf eine andere Schule 
übertragen — keinen Erfolg haben oder wenigstens nicht denselben 
Eindruck machen, wofür die Ursachen wechselnder Natur sein können.
	        
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