Das System der Buchhaltung.
Die Buchhaltung wird vielleicht nicht mit Unrecht die Mathe
matik des Wirtschaftslebens genannt, da ihr die Aufgabe zufallt, von
der wirtschaftlichen Tätigkeit des einzelnen sowohl als auch jener der
Mehrheit und Allgemeinheit ein Bild zu geben und die Erfolge dieser
Tätigkeit ziffermäßig zu ermitteln. Alles Wirtschaftsleben ist ein be
ständig sich erneuerndes Schaffen, Tauschen und Verbrauchen von
Güterwerten, indem die wirtschaftliche Arbeit in der Urproduktion
und Industrie Güterwerte erzeugt, im Handel und Verkehr die G-uter-
werte vermehrt, in den Zweigen der Verwaltung für die Erhaltung
der Güterwerte sorgt und schließlich dieselben der Konsumtion zu
führt. Durch Einwirkung der wirtschaftlichen Arbeit werden aber auch
innerhalb einer jeden Einzelwirtschaft Güterwerte geschaffen, Produkte
und Leistungen getauscht oder vorhandene Güterwerte verwaltet, um
schließlich dem eigenen Verbrauche oder zur Hervorbrmgung neuer
Werte zu dienen. Eine fortwährende Form- und Wertveränderung ist
das Charakteristische dieser Güterbewegung, und der Erfolg der wirt
schaftlichen Arbeit liegt in dem Mehr- oder Minderwerte der ver
änderten Gütermenge. Die Darstellung dieser durch die wirtschaftlichen
Prozesse hervorgerufenen Formveränderungen m den Guterwerten einer
Wirtschaft einerseits und der Nachweis der Entwicklungsstufen der
Wertveränderung anderseits, durch welche der schließliche Erfolg ver
anschaulicht werden soll, sind Gegenstand der Buchhaltung Dieselbe
ist somit nicht nur Spezialeigentum des Handelsstandes sondern findet
im gesamten wirtschaftlichen Leben Anwendung, auch im Haushalte
des Staates. Aus diesen Gründen traten einige Autoren auf dem
Gebiete der Buchhaltung, im Jahre 1858 schon Winternitz, für
eine »allgemeine alleinige Buchhaltung« ein, da der Zweck und die
Grundsätze immer dieselben bleiben, ob es sich um kaufmännische,
gewerbliche, landwirtschaftliche oder kameralistische Buchhaltung etc.
handelt; die Volkswirtschaft besitzt nur eine allgemeine Buchhaltung,
welche immer nur die Vermehrung oder Verminderung des Vermögens
in seinen Bestandteilen und im ganzen zu verrechnen hat, für alle
Zweige gleich wichtig ist und deren treue Begleiterin sein soll, denn
mit der wachsenden Konkurrenz auf allen Wirtschaftsgebieten ergib
i) Die allgemeine Buchhaltung als Inbegriff aller bekannten Buchungsarten,
von Karl Winternitz, 3. Auflage, Wien 1859, Wallishaußersche Buchhandlung.