Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

97 
Die geschichtliche Entwicklung der Buchhaltung ist enge ver 
knüpft mit der Geschichte der Volkswirtschaft, indem mit der Ent 
stehung der Geldwirtschaft die Kassarechnung entstanden sein und 
mit einer solchen auch die Kontoform sich ausgebildet haben durfte. 
Mit der Entwicklung der Kreditwirtschaft geht Hand m Hand die 
Verrechnung der Schulden und Forderungen und somit die Entstehung 
der Personenrechnung auf sogenannten Personenkonten; mit der Ent 
wicklung des Warengroßhandels wird die Warenrechnung, mit jener 
des Wechselverkehres die Wechselrechnung entstanden sein etc. Schar 
in Zürich hat diese Entwicklungsstufen in seinen Lehrbüchern sehr 
natürlich geschildert und daraus die einfache Buchhaltung der Jetzt 
zeit aufgebaut. Auch nach der heute immer mehr maßgebenden Theorie 
der doppelten Kontenreihe in der doppelten Buchhaltung kann die 
einfache Buchhaltung nur als eine unvollständige Doppelbuchhaltung 
mit einer Kontenreihe angesehen werden, da die Bestandrechnungen 
im Personen-Kontobuche (Hauptbuch der einfachen Buchhaltung oder 
Saidakonti) und in den diversen Skontren zusammen diese eine Konten 
reihe repräsentieren. Die Entwicklung oder Erfindung der doppelten 
Buchhaltung aus den einfachen Bestandrechnungen wurde m den ver 
zweigten Handelsunternehmungen der italienischen Republiken des 
Mittelalters mehr oder weniger eine wirtschaftliche Notwendigkeit, 
dagegen dürften die einzelnen Bestandrechnungen ersE nach Ent 
deckung der Doppelbuchhaltung »zu etwas Nützlichem und haßbarem« ) 
als einfache Buchhaltung kombiniert worden sein. _ . . 
Die doppelte Buchhaltung der alten Italiener zeigte wohl einige 
Mängel z. B. fehlte ihr das Bilanzkonto, aber immerhin war m der 
selben die Gegenverrechnung zum Prinzip erhoben, und einer spateren 
Zeit blieb es Vorbehalten, durch Einfügung der Abschlußkonten das 
System auszubauen, bis es schließlich im letzten Jahrhunderte von den 
alten schwerfälligen Praktiken und verzopften Schablonen befreit wurde. 
Jedenfalls blieb "diese doppelte Buchhaltung durch lange Zeit einem 
»roßen Teile der menschlichen Gesellschaft, ja sogar vielen Kaufleuten 
ein Buch mit sieben Siegeln, dessen Geheimnis die historisch gewordenen 
Buchhalter der alten Schule sorgfältig hüteten; der Geist der modernen 
Zeit hat sie nunmehr zu neuen Daseinsformen erweckt. Heute wirc 
sie in allen Handelslehranstalten gelehrt und die Fachliteratur hat 
sich ihrer mit großem Eifer bemächtigt. Fort und fort erscheinen von 
Autoren aus der Praxis und dem Lehrstande eine stattliche Anzahl 
Buchhaltungslehrbücher, doch viele sind berufen, aber wenige aus 
erwählt Hügli klagt nicht mit Unrecht in seinen »Buchhaltungs 
studien«, daß er in den meisten Lehrbüchern wohl viel Neues und 
auch Wertvolles, aber eine befriedigende Antwort auf die krage des 
Wesens und des Unterschiedes zwischen einfacher und doppelter 
Buchhaltung nicht gefunden habe, und Schär schreibt mit ebenso c ici 
i) Altes und Neues aus der Buchhaltung von Pr. Ernst Jager, Stuttgart, 
Adolf Liesching & Comp., 1889, S. 8.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.