106
kaufmännische Praxis schreibt jedes Konto auf zwei gegenüberliegende
Seiten (Folio) eines Buches und bezeichnet die linke Seite mit Soll
und die rechte Seite mit Haben, welche Bezeichnungen der bereits
bei Paciolo sich findenden »Personifikationstheorie« entsprungen und
gegenwärtig nur mehr Termini technici sind. Die Wertgleichung
K = W, oder 1000 Kronen Bargeld wird für Waren im gegenwärtigen
Werte von 1000 Kronen eingenommen, wird durch die »Konten« wie
folgt dargestellt.
Soll Kassakonto Haben
an Warenkonto K 1000
(Kassakonto Soll oder wird Debitor an Warenkonto.)
Soll Warenkonto Haben
per Kassakonto K 1000
(Warenkonto Haben [Soll Haben] oder wird Kreditor per [durch,
wegen] Kassakonto.)
Aus der vorstehenden mathematischen Entwicklung der Konten
theorie dürfte sich nicht nur klar und deutlich ergeben, daß die
Konten der doppelten Buchhaltung aus zwei im reziproken Verhältnisse
zueinander stehenden Reihen gebildet werden, sondern es können
daraus auch die teilweise schon erwähnten oder sonst bekannten
Grundregeln der doppelten Buchhaltung abgeleitet werden:
1. Jedem Debitor müssen ein oder mehrere gleichwertige Kredi
toren gegenüberstehen oder umgekehrt.
2. Die Wertsumme der Sollseiten aller Konten muß jederzeit
übereinstimmen mit der Summe der Habenseiten dieser Konten (Probe
bilanz, Folgerung aus 1.).
3- Die Soll- und Habenbezeichnungen in den Bestandkonten
haben die entgegengesetzte Bedeutung als dieselben Bezeichnungen in
den Kapitalkonten (Erfolgskonten); in den ersteren bedeutet Soll -j-
(Vermehrung) und Haben — (Verminderung), während in den letzteren
Haben die -j- Seite (Vermehrung) und Soll die — Seite (Verminderung)
vorstellt.