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auch das Material liefern werden, um unseren Körper gegen die
Unbill der Witterung zu schützen, indem man das Holz als Rohstoff
in die Textilindustrie einführt. Daß man auch Alkohol aus Holz machen
kann, ist für den Chemiker eine leichtverständliche Sache. Trofzdem
brauchte es lange, um Methoden zu finden, die eine befriedigende
Ausbeute ergaben. Nun scheint man aber Wege gefunden zu haben,
die unter gewissen Umständen eine lohnende Ausbeute sichern,
deshalb glaube ich, daß der Gegenstand genügend aktuelles Interesse
bietet, um auch weitere Kreise damit vertraut zu machen.
Vorher sei in aller Kürze angegeben, wie man bis jetzt Alkohol
gewinnt.
Es dürfte allgemein bekannt sein, daß Traubenmost oder ein
Malzauszug, an der Luft stehen gelassen, leicht eine Veränderung er
leiden, die sich durch eine Gasentwicklung bemerkbar macht und daß
dadurch eine allerdings sehr verdünnte alkoholische Flüssigkeit erhalten
wird — e i n Prozeß, der im großen zur Herstellung von Wein und
Bier schon seit langer langer Zeit durchgeführt wird. In diesen
Flüssigkeiten sind es nun Zuckerarten, welche unter dem Einfluß von
gewissen Mikroorganismen, deren Keime sich auch in der Luft vor
finden und bei geeigneten Temperaturen, die zwischen 4° und 25° C
liegen, einen Zerfall erleiden. Es bilden sich als Hauptprodukte Alkohol
und Kohlendioxyd (Kohlensäure) und eine Reihe anderer Stoffe in
geringerer Menge, wie Glyzerin (auch ein Alkohol), Bernsteinsäure und
eine Reihe von Produkten, die man als höhere Alkohole, im gewöhnlichen
Leben auch als Fuselöle bezeichnet. Man darf aber mit dem Namen
Fusel nicht immer nur an unangenehm riechende und schmeckende
Stoffe denken. Gerade die Fuselöle, die bei der Vergärung des Trauben
mostes entstehen, tragen sehr viel zur Bildung des »Buketts« (Blume)
des Weines bei. Allerdings verdankt der rohe Kartoffel- oder Melassen
spiritus den Fuselölen den unangenehmen Geruch und kratzenden
Geschmack, so daß er zu vielen Zwecken, unter anderen auch zum
Genüsse, nicht direkt verwertbar ist und erst einem Reinigungs(Raffi-
nations)verfahren unterworfen werden muß.
Man nennt nun Stoffe, welche derartigen Veränderungen, wie die
vorher erwähnten, unterworfen sind, gärungsfähige Stoffe, den Vorgang
selbst Gärung und die Mikroorganismen, die den Zerfall bewirkt haben,
Gärungserreger oder Fermente. Gärungen gibt es nun verschiedenerlei
(geistige, essigsaure, milchsaure, buttersaure, schleimige Gärung) und
die meisten spielen eine große Rolle und werden technisch verwertet.
Speziell bezeichnet man die Gärung, die dazu dient, um Zucker in
Alkohol überzuführen, als geistige Gärung und das dazu dienende
Ferment ist die Hefe (Saccharomyces cerevisiae), die .ja heute auch
technisch gewonnen und unter dem Namen Preßhefe einen wichtigen
Handelsartikel bildet und vielfach zu Backzwecken angewendet wird.
Der Zucker gehört nun zu einer großen und wichtigen Körper
klasse, die den Gesamtnamen Kohlenhydrate führt. Alle Stoffe, die
dazu gehören, enthalten Kohlenstoff (C), Wasserstoff (//) und Sauer-