Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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auch das Material liefern werden, um unseren Körper gegen die 
Unbill der Witterung zu schützen, indem man das Holz als Rohstoff 
in die Textilindustrie einführt. Daß man auch Alkohol aus Holz machen 
kann, ist für den Chemiker eine leichtverständliche Sache. Trofzdem 
brauchte es lange, um Methoden zu finden, die eine befriedigende 
Ausbeute ergaben. Nun scheint man aber Wege gefunden zu haben, 
die unter gewissen Umständen eine lohnende Ausbeute sichern, 
deshalb glaube ich, daß der Gegenstand genügend aktuelles Interesse 
bietet, um auch weitere Kreise damit vertraut zu machen. 
Vorher sei in aller Kürze angegeben, wie man bis jetzt Alkohol 
gewinnt. 
Es dürfte allgemein bekannt sein, daß Traubenmost oder ein 
Malzauszug, an der Luft stehen gelassen, leicht eine Veränderung er 
leiden, die sich durch eine Gasentwicklung bemerkbar macht und daß 
dadurch eine allerdings sehr verdünnte alkoholische Flüssigkeit erhalten 
wird — e i n Prozeß, der im großen zur Herstellung von Wein und 
Bier schon seit langer langer Zeit durchgeführt wird. In diesen 
Flüssigkeiten sind es nun Zuckerarten, welche unter dem Einfluß von 
gewissen Mikroorganismen, deren Keime sich auch in der Luft vor 
finden und bei geeigneten Temperaturen, die zwischen 4° und 25° C 
liegen, einen Zerfall erleiden. Es bilden sich als Hauptprodukte Alkohol 
und Kohlendioxyd (Kohlensäure) und eine Reihe anderer Stoffe in 
geringerer Menge, wie Glyzerin (auch ein Alkohol), Bernsteinsäure und 
eine Reihe von Produkten, die man als höhere Alkohole, im gewöhnlichen 
Leben auch als Fuselöle bezeichnet. Man darf aber mit dem Namen 
Fusel nicht immer nur an unangenehm riechende und schmeckende 
Stoffe denken. Gerade die Fuselöle, die bei der Vergärung des Trauben 
mostes entstehen, tragen sehr viel zur Bildung des »Buketts« (Blume) 
des Weines bei. Allerdings verdankt der rohe Kartoffel- oder Melassen 
spiritus den Fuselölen den unangenehmen Geruch und kratzenden 
Geschmack, so daß er zu vielen Zwecken, unter anderen auch zum 
Genüsse, nicht direkt verwertbar ist und erst einem Reinigungs(Raffi- 
nations)verfahren unterworfen werden muß. 
Man nennt nun Stoffe, welche derartigen Veränderungen, wie die 
vorher erwähnten, unterworfen sind, gärungsfähige Stoffe, den Vorgang 
selbst Gärung und die Mikroorganismen, die den Zerfall bewirkt haben, 
Gärungserreger oder Fermente. Gärungen gibt es nun verschiedenerlei 
(geistige, essigsaure, milchsaure, buttersaure, schleimige Gärung) und 
die meisten spielen eine große Rolle und werden technisch verwertet. 
Speziell bezeichnet man die Gärung, die dazu dient, um Zucker in 
Alkohol überzuführen, als geistige Gärung und das dazu dienende 
Ferment ist die Hefe (Saccharomyces cerevisiae), die .ja heute auch 
technisch gewonnen und unter dem Namen Preßhefe einen wichtigen 
Handelsartikel bildet und vielfach zu Backzwecken angewendet wird. 
Der Zucker gehört nun zu einer großen und wichtigen Körper 
klasse, die den Gesamtnamen Kohlenhydrate führt. Alle Stoffe, die 
dazu gehören, enthalten Kohlenstoff (C), Wasserstoff (//) und Sauer-
	        
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