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unangenehme Folgen für die Kollegen mit sich bringt und dadurch
sehr egoistisch und unkollegial erscheinen muß, wenn nicht materielle
Mittel im Überfluß vorhanden sind, weil hiedurch oft viel wichtigere
Reformen im Interesse der betreffenden Anstalt und sämtlicher
an derselben tätigen Personen unterbleiben müssen
Es ist leider das Schicksal fast aller Bahnbrecher, daß die
schwer errungenen Erfolge meist den Nachfolgern, oft ohne a * e
selben daran auch nur den geringsten Anteil haben, m den Sc
' Aus den oben weiter ausgeführten Gründen sollen die Handels
hochschulen keineswegs vor allem große Hörerziffern anstreben, was
leider in so manchen Fällen als einziger Gradmesser angesehen wird,
sondern ihre Bedeutung durch gediegene Leistungen ihrer
Professoren und ganz besonders ihrer Hörer erweisen. Sie solle,
nicht etwa einen Kaufmannsstand heranbilden, der von allen möglichen
Wissensgebieten einige Brocken erhascht hat ™ d m fac “ licher
Beziehung w e ni g e r in t e n si v ausgebildet ist als em fleißiger Absolvent
einer niederen Handelsschule, weil gerade dadurch selbst die Freunde
der Handelshochschulen bald zu Gegnern derselben umgewandelt werden
können, sondern sie müssen vor allem ihren Hörern eine be
deutend umfassendere und gründlichere f ^
bildung gewähren als die niederen und mittleren Handelslehranstalte ,
wenn sie ihre Aufgaben tatsächlich erfüllen wollen. Dies muß selbstredend
bezüglich einiger Facher sicherlich in einer anderen Richtung erfolgen
Daneben sollen die angehenden Kaufleute m ausgedehntestem Maße
Gelegenheit haben, ihre allgemeine Bildung zu vertiefen und zu
erweitern. Die Handelshochschule soll weder eine. verschlechterte
Erweiterung der Universität noch der Technik bilden, sie soll und muß
die Handelsschule par excellence sein, wenn sie existenz
berechtigt sein soll. Insoferne ist es em großer Fehler bei manchen Neu
gründungen, daß zuerst die Anforderungen und Einrichtungen der
anderen" Hochschulen berücksichtigt werden und dann erst oft m
möglichst unscheinbarer, man möchte fast sagen verschämter orm
diejenigen der Handelspraxis. Die technischen Hochschulen hatten me
ihre heutige Bedeutung erreicht, wenn sie nur immer darauf bedac
gewesen wären, stets in den durch den jahrhundertelangen Bestand
genau vorgezeichneten Fußstapfen des Entwicklungsganges der Universi
täten zu bleiben. . T • • A
Die Handelshochschulen sollten daher auch m erster Pinie
bestrebt sein, ihre Bedeutung für die kaufmännische Praxis
und Theorie zu erweisen, dann wird ihre volle Anerkennung als
Flochschulen gewiß nicht ausbleiben; es liegt sogar teilweise m ihrem
Interesse, wenn dies nicht sofort bei ihrer Gründung erfolgt, damit
nicht sogleich auf den Lorbeeren geruht wird, sondern dieselben erst
errungen werden müssen. Vollständig verfehlt erscheint es wohl aber
für jeden selbständig Urteilenden, die Anerkennung, durch peinliche
Nachäffung aller Universitätseinrichtungen etc. erreichen zu wollen.