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eines Teiles der Handelshochschulen viel zu wenig zielbewußt,
zu wenig einheitlich und planmäßig, was die unbedingte
Voraussetzung für jede raschere Entwicklung bildet. Auf diesem Gebiete
darf sich am allerwenigsten der längst veraltete aber leider noch
nicht überwundene Bureaukratismus hemmend entgegenstellen, der in
jeder Änderung, Reform und Umgestaltung nur die dadurch eventuell
neu erwachsenden Schwierigkeiten und die vielleicht dadurch sogar
entstehende Mehrarbeit wittert, die natürliche Steigerung der Ausgaben,
selbst auf die Gefahr, daß die mit größten Opfern gegründete Anstalt
oft durch Ersparung verhältnismäßig geringer Beträge wieder zugrunde
gehen muß, auf jeden Fall vermeiden will, und vor allem durch die
streng konservative Belassung aller Einrichtungen bewußt oder
unbewußt den Eindruck erwecken will, daß sich dieselben bisher
bewährt haben. Andere wieder fürchten, daß die Würde und das
Ansehen der Anstalt unter den fortgesetzten Änderungen leiden könnten;
auf eine Würde, die jedoch nur durch das Alter und die Äußerlich
keiten erzielt wird, kann aber wohl jeder wirklich vernünftige Mensch,
und umso leichter eine Hochschule, die ihren Ruf nur ihrem wirk
lichen Wert verdanken soll, verzichten. Autorität und Ansehen muß
auf ganz anderen Voraussetzungen fußen; Selbsteinbildung und äußere
Anerkennungen gehören wohl zu den allerentbehrlichsten Utensilien
wirklicher Gediegenheit; dagegen sind z. B. fortwährende Angriffe
und Nörgeleien schon ein ganz bedeutsames Kennzeichen für dieselbe,
die gewöhnlich umso größer ist, je kleinlicher die gemachten Aus
stellungen sind.
Es liegt absolut nicht im eigenen Interesse der verschiedenen
Schulkategorien, wenn dieselben auf das Wirkungsgebiet der anderen
Kategorie übergreifen. Der Handelshochschule kann es nur schädlich
sein, wenn sie gleichzeitig Handelsmittelschule sein will, und die letztere
wird ihre eigenen Aufgaben immer bald vollständig vernachlässigen,
wenn sie gleichzeitig Handelshochschule spielen will. Es gibt ja auf
beiden Gebieten so viele eigene Fragen, deren vollständige und
befriedigende Lösung jede zielbewußte Regierung verlangen muß,
bevor sie ein Übergreifen auf andere Gebiete zugeben kann. Wünsche
und Ratschläge erfahrener Pädagogen werden gewiß beiderseits weit
gehende Würdigung finden.
Die Handelshochschulen sollen sich vor allem den weiter oben
ausgeführten Aufgaben widmen, während die Handelsmittelschulen noch
lange Jahre damit zu tun haben dürften, ihre Fächer methodisch
didaktisch auszubauen, die Art und Weise der Behandlung der all
gemein bildenden Fächer an solchen Spezialschulen auszugestalten, den
Unterricht in diesen Fächern, den fremden Sprachen und den kauf
männischen Gegenständen intensiver zu gestalten und in einigen An
stalten die Maximalzahl der Schüler einer Klasse oft bis auf die Hälfte zu
vermindern. Viel berechtigter würde wohl die Mitwirkung der Handels
hochschulen bei der Durchführung der Aufgaben der Handelsmittel
schulen erscheinen, welche bereits in mehreren Staaten mit Erfolg in