Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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eines Teiles der Handelshochschulen viel zu wenig zielbewußt, 
zu wenig einheitlich und planmäßig, was die unbedingte 
Voraussetzung für jede raschere Entwicklung bildet. Auf diesem Gebiete 
darf sich am allerwenigsten der längst veraltete aber leider noch 
nicht überwundene Bureaukratismus hemmend entgegenstellen, der in 
jeder Änderung, Reform und Umgestaltung nur die dadurch eventuell 
neu erwachsenden Schwierigkeiten und die vielleicht dadurch sogar 
entstehende Mehrarbeit wittert, die natürliche Steigerung der Ausgaben, 
selbst auf die Gefahr, daß die mit größten Opfern gegründete Anstalt 
oft durch Ersparung verhältnismäßig geringer Beträge wieder zugrunde 
gehen muß, auf jeden Fall vermeiden will, und vor allem durch die 
streng konservative Belassung aller Einrichtungen bewußt oder 
unbewußt den Eindruck erwecken will, daß sich dieselben bisher 
bewährt haben. Andere wieder fürchten, daß die Würde und das 
Ansehen der Anstalt unter den fortgesetzten Änderungen leiden könnten; 
auf eine Würde, die jedoch nur durch das Alter und die Äußerlich 
keiten erzielt wird, kann aber wohl jeder wirklich vernünftige Mensch, 
und umso leichter eine Hochschule, die ihren Ruf nur ihrem wirk 
lichen Wert verdanken soll, verzichten. Autorität und Ansehen muß 
auf ganz anderen Voraussetzungen fußen; Selbsteinbildung und äußere 
Anerkennungen gehören wohl zu den allerentbehrlichsten Utensilien 
wirklicher Gediegenheit; dagegen sind z. B. fortwährende Angriffe 
und Nörgeleien schon ein ganz bedeutsames Kennzeichen für dieselbe, 
die gewöhnlich umso größer ist, je kleinlicher die gemachten Aus 
stellungen sind. 
Es liegt absolut nicht im eigenen Interesse der verschiedenen 
Schulkategorien, wenn dieselben auf das Wirkungsgebiet der anderen 
Kategorie übergreifen. Der Handelshochschule kann es nur schädlich 
sein, wenn sie gleichzeitig Handelsmittelschule sein will, und die letztere 
wird ihre eigenen Aufgaben immer bald vollständig vernachlässigen, 
wenn sie gleichzeitig Handelshochschule spielen will. Es gibt ja auf 
beiden Gebieten so viele eigene Fragen, deren vollständige und 
befriedigende Lösung jede zielbewußte Regierung verlangen muß, 
bevor sie ein Übergreifen auf andere Gebiete zugeben kann. Wünsche 
und Ratschläge erfahrener Pädagogen werden gewiß beiderseits weit 
gehende Würdigung finden. 
Die Handelshochschulen sollen sich vor allem den weiter oben 
ausgeführten Aufgaben widmen, während die Handelsmittelschulen noch 
lange Jahre damit zu tun haben dürften, ihre Fächer methodisch 
didaktisch auszubauen, die Art und Weise der Behandlung der all 
gemein bildenden Fächer an solchen Spezialschulen auszugestalten, den 
Unterricht in diesen Fächern, den fremden Sprachen und den kauf 
männischen Gegenständen intensiver zu gestalten und in einigen An 
stalten die Maximalzahl der Schüler einer Klasse oft bis auf die Hälfte zu 
vermindern. Viel berechtigter würde wohl die Mitwirkung der Handels 
hochschulen bei der Durchführung der Aufgaben der Handelsmittel 
schulen erscheinen, welche bereits in mehreren Staaten mit Erfolg in
	        
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