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von Handelsfakultäten an Universitäten am vorteilhaftesten
halten, befürworten andere vielmehr die Einrichtung kommerzieller
Abteilungen an technischen Hochschulen und endlich
wieder andere wollen die Handelshochschulen nur als selb
ständige Institute begründet sehen. Die Gründe für diese so
verschiedenen Vorschläge sind meist deutlich erkennbar, nicht
etwa in den wirklichen Vorteilen für die Handelshochschulen
selbst gelegen, sondern oft in ganz anderen Ursachen zu suchen. So
wird zum Beispiel die Verbindung mit einer bereits bestehenden Hoch
schule in den meisten Fällen in allererster Linie aus Ersparungsrück
sichten empfohlen, da die Projektanten dadurch einen Teil der Vor
lesungen und hiedurch Ausgaben für Räume, Lehrkräfte und Samm
lungen etc. ersparen wollen, daß sie den Hörern der Handelshoch
schulen den Besuch einzelner an der betreffenden Universität oder
Technik bereits bestehenden Vorträge und Übungen empfehlen. Über
dies macht sich hiebei auch manchmal die Absicht geltend, der neuen
Einrichtung sofort durch das Ansehen des Mutterinstitutes die wünschens
werte Bedeutung zu verleihen und den Ruf der altehrwürdigen Lehr
anstalt, sowie den daselbst herrschenden guten Geist auf den Empor
kömmling zu übertragen. Für die Erfolge und die Wirksamkeit der
Handelshochschule selbst können solche Verbindungen nur in den
allerseltensten Fällen größere Vorteile als Nachteile bieten. Die neu
eingerichtete Abteilung wird nur zu häufig gegenüber der gesamten
Institution zurückstehen müssen und materiell oft verkürzt werden,
die gemeinsamen Vorlesungen werden in erster Reihe stets die Be
dürfnisse der Juristen, beziehungsweise Techniker im Auge behalten,
die speziellen Bedürfnisse der Handelshochschulen werden ebenso in
den weitaus meisten Fällen unberücksichtigt bleiben müssen, jedenfalls
aber nie voll zur Geltung gelangen können, besonders wenn dieselben
denjenigen des älteren Institutes entgegenstehend sich erweisen. Da
gegen können wohl nur selten rein sachlich die Vorteile in Betracht
kommen, daß eine eminente, auch für die Handelshochschule dieselbe
Geltung besitzende Lehrkraft dadurch gewonnen wird, daß große
Sammlungen, die in ihrer Anlage meist gar nicht für die Handels
hochschule passen, und Bibliotheken, für welche dasselbe gilt, zur
Verfügung stehen. Nicht unwichtig erscheint allerdings die Übertragung
des Ansehens und Rufes eines solchen Institutes auf die neue Ein
richtung, wie auch die Durchsetzung der Handelsabteilung mit dem in
der Hochschule eventuell herrschenden guten wissenschaftlichen Geiste
und Forschungsdrang. Wohl zu unterscheiden von der Verbindung
einer Handelshochschule mit einer anderen Hochschule ist die Errichtung
von handelswissenschaftlichen Lehrkanzeln an Universitäten und Tech
nischen Hochschulen, die ganz allgemein als sehr wünschenswert und
ebenso im Interesse dieser Lehranstalten als auch der Handelshochschule
gelegen bezeichnet werden kann.
Nichtsdestoweniger muß doch festgestellt werden, daß eine Handels
hochschule sich stets "nur dann voll und ganz entwickeln, dem wirk-