Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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liehen Bedürfnis vollständig entsprechen und ihre Notwendigkeit sowie 
die Bedeutung ihrer Wirksamkeit bestätigen kann, wenn sie als selb 
ständiges Institut begründet wird und auf sich allein angewiesen erscheint. 
Dann unterliegt die Tätigkeit ihrer Lehrkräfte und Hörer keinerlei 
Hindernissen oder Beeinflussung und sie kann ihren Wert für die 
Theorie und Praxis des kaufmännischen Lebens voll .und ganz erweisen. 
Leider sind manche Erörterungen über die Frage der Plandels- 
hochschulen von Männern herstammend, denen entweder vollständig 
die Erfahrung im Unterricht oder die Erfahrung über die praktische 
kaufmännische Tätigkeit fehlt, wodurch ganz sonderbare Vorschläge, 
Ratschläge und Meinungen zutage treten, die in ihrer praktischen 
Durchführung dann stets verunglücken müssen. Diese gleichartige 
Berücksichtigung der Anforderungen des wissenschaftlichen Betriebes 
und Unterrichtes und der kaufmännischen Praxis kann leider auch 
dadurch nicht erreicht werden, daß eine gemischte Leitung für die 
Handelshochschulen eingesetzt wird, obwohl dies jedenfalls empfehlens 
wert erscheint und zur Klärung vieler Fragen beitragen wird. Bei 
einer solchen Organisation wird dann meist ein mehr oder weniger 
wechselndes Regime herrschen, indem manchmal die Kaufleute, manch 
mal die Lehrer ihre Meinung durchsetzen. Es wird immer mit außer 
ordentlichen Schwierigkeiten verknüpft sein, Männer zu finden, welche 
allen Anforderungen gleichmäßig gerecht werden können und sich 
gleichzeitig für die überaus schwierige und viel Arbeitskraft erfordernde 
Stellung eines Leiters oder Vortragenden eines noch nicht fest be 
grenzten Gegenstandes an einer Handelshochschule eignen. Dieser 
wirklich vorhandene Mangel warnt allein schon vor übereilten und 
rasch nacheinander folgenden Gründungen, wird aber wieder durch 
die an den bereits bestehenden Handelshochschulen heranreifenden Kräfte 
mit der Zeit wenigstens teilweise beseitigt werden, so daß der weitesten 
Pintfaltung der Handelshochschulen diesbezüglich in einem Jahrzehnt 
keine Hindernisse entgegenstehen. 
Als besonders wichtig muß die Gewährung größerer materieller 
Mittel und die besondere Förderung seitens der Staaten sowie der 
Kaufmannschaft wie auch die Anerkennung gewisser Vorrechte zugunsten 
der Absolventen von Handelshochschulen bezeichnet werden, wenn der' 
gegenwärtig bei so vielen derartigen Instituten sich zeigende Auf 
schwung in der Hörerzahl nicht nur eine vorübergehende Erscheinung 
bilden soll. 
Die meisten Staatsregierungen kümmern sich heute noch sehr 
wenig um die Handelshochschulen und den kommerziellen Unterricht; 
eine teilweise Ausnahme hievon machen nur Italien, die Schweiz, 
Belgien, Österreich-Ungarn, Sachsen und Frankreich. Wenn die Politik 
und Verwaltung, einst durch die Verhältnisse gezwungen, hauptsächlich 
und logisch auf wirtschaftlichen Grundlagen beruht, wird dieser Unter 
richtszweig gewiß viel größere Beachtung finden.
	        
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