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liehen Bedürfnis vollständig entsprechen und ihre Notwendigkeit sowie
die Bedeutung ihrer Wirksamkeit bestätigen kann, wenn sie als selb
ständiges Institut begründet wird und auf sich allein angewiesen erscheint.
Dann unterliegt die Tätigkeit ihrer Lehrkräfte und Hörer keinerlei
Hindernissen oder Beeinflussung und sie kann ihren Wert für die
Theorie und Praxis des kaufmännischen Lebens voll .und ganz erweisen.
Leider sind manche Erörterungen über die Frage der Plandels-
hochschulen von Männern herstammend, denen entweder vollständig
die Erfahrung im Unterricht oder die Erfahrung über die praktische
kaufmännische Tätigkeit fehlt, wodurch ganz sonderbare Vorschläge,
Ratschläge und Meinungen zutage treten, die in ihrer praktischen
Durchführung dann stets verunglücken müssen. Diese gleichartige
Berücksichtigung der Anforderungen des wissenschaftlichen Betriebes
und Unterrichtes und der kaufmännischen Praxis kann leider auch
dadurch nicht erreicht werden, daß eine gemischte Leitung für die
Handelshochschulen eingesetzt wird, obwohl dies jedenfalls empfehlens
wert erscheint und zur Klärung vieler Fragen beitragen wird. Bei
einer solchen Organisation wird dann meist ein mehr oder weniger
wechselndes Regime herrschen, indem manchmal die Kaufleute, manch
mal die Lehrer ihre Meinung durchsetzen. Es wird immer mit außer
ordentlichen Schwierigkeiten verknüpft sein, Männer zu finden, welche
allen Anforderungen gleichmäßig gerecht werden können und sich
gleichzeitig für die überaus schwierige und viel Arbeitskraft erfordernde
Stellung eines Leiters oder Vortragenden eines noch nicht fest be
grenzten Gegenstandes an einer Handelshochschule eignen. Dieser
wirklich vorhandene Mangel warnt allein schon vor übereilten und
rasch nacheinander folgenden Gründungen, wird aber wieder durch
die an den bereits bestehenden Handelshochschulen heranreifenden Kräfte
mit der Zeit wenigstens teilweise beseitigt werden, so daß der weitesten
Pintfaltung der Handelshochschulen diesbezüglich in einem Jahrzehnt
keine Hindernisse entgegenstehen.
Als besonders wichtig muß die Gewährung größerer materieller
Mittel und die besondere Förderung seitens der Staaten sowie der
Kaufmannschaft wie auch die Anerkennung gewisser Vorrechte zugunsten
der Absolventen von Handelshochschulen bezeichnet werden, wenn der'
gegenwärtig bei so vielen derartigen Instituten sich zeigende Auf
schwung in der Hörerzahl nicht nur eine vorübergehende Erscheinung
bilden soll.
Die meisten Staatsregierungen kümmern sich heute noch sehr
wenig um die Handelshochschulen und den kommerziellen Unterricht;
eine teilweise Ausnahme hievon machen nur Italien, die Schweiz,
Belgien, Österreich-Ungarn, Sachsen und Frankreich. Wenn die Politik
und Verwaltung, einst durch die Verhältnisse gezwungen, hauptsächlich
und logisch auf wirtschaftlichen Grundlagen beruht, wird dieser Unter
richtszweig gewiß viel größere Beachtung finden.