Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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nun auch die Zellulose zu den Kohlenhydraten gehört, so ist es nichts 
Merkwürdiges, daß auch sie mit Säuren gekocht, Zucker liefert. Aller 
dings ist der Prozeß ein komplizierterer. Das Holz besteht aus zweierlei 
Stoffen, aus Zellulose und aus Holzstoff oder Lignit, welche in einer 
Zwischensubstanz (Interzellularsubstanz) eingebettet sind. Ebenso wie 
es nicht notwendig ist, aus den stärkemehlhaltigen Rohstoffen erst die 
Stärke zu isolieren, sondern schon eine Zerkleinerung genügt, um die 
Stärke möglichst bloßzulegen und in Zucker überzufiihren, so ist es 
auch nicht nötig, die Zellulose erst aus dem Holz zu gewinnen, sondern 
man kann zerkleinertes Holz (also Holzabfälle) direkt anwenden, diese 
verzuckern, um die zuckerhaltige Flüssigkeit dann in geistige Gärung 
zu versetzen. Damit ist das Prinzip dieses Verfahrens gekennzeichnet 
und es dürfte vielleicht auch dem Laien jetzt dieser Prozeß nicht 
als so besonders merkwürdig erscheinen, wie es ursprünglich viel 
leicht der Fall war. 
Ist nun die Gärung beendet, so hat man noch die Aufgabe, die 
große Menge von fremden Stoffen, die in der vergorenen Maische 
(weingare Maische) enthalten sind, von dem Haupterzeugnisse zu 
trennen, was auf Grund der Flüchtigkeit und des verhältnismäßig 
niederen Siedepunktes des Alkohols möglich ist. Man hat nur nötig, 
durch Wärmezufuhr den Alkohol in Dampf zu verwandeln und diese 
Dämpfe durch Abkühlung wieder zu Alkohol zu verdichten. Diesen 
Prozeß nennt man Destillation. Da nun aber auch das Wasser und 
eine Reihe von anderen Stoffen, die sich bei der Gärung gebildet 
haben, flüchtiger Natur sind, so werden auch diese mit in das Destillat 
übergehen. Der Alkohol siedet bei 78'5° C, das Wasser bei 100®. 
Es wird, wenn man die weingare Maische destilliert, nicht reiner, 
sondern ein verdünnter Alkohol entstehen, der aber alkoholreicher ist 
(da ja der Alkohol flüchtiger ist als das Wasser) als das ursprüngliche 
Produkt. 
Wiederholt man diesen Prozeß viele Male nacheinander, so 
läßt sich der Alkohol dadurch verstärken. Line solche wiederholte 
Destillation bezeichnet man als Rektifikation. Auch andere Mittel gibt 
es, um aus der verdünnten zirka 10% Alkohol enthaltenden Maische 
einen hochprozentigen (90—95%) Alkohol zu gewinnen. Kühlt man 
die flüchtigen Dämpfe während der Destillation etwas ab, so werden 
sich zuerst diejenigen Dämpfe verdichten, die den höheren Siedepunkt 
haben. Also aus einem Gemisch von Wasser und Alkohol wird sich 
zuerst bei der Abkühlung Wasser verdichten und die Dämpfe dadurch 
noch alkoholreicher werden. Diesen Prozeß bezeichnet man als Dephleg- 
mation. Die modernen Destillationsapparate sind sehr hoch und 
enthalten Elemente, welche die angedeuteten Prozesse oft und oft 
wiederholen. Sie bestehen aus Destillationskolonnen, Rektifikations 
kolonnen, Dephlegmatoren und schließlich werden die Dämpfe, die sich 
trotz Rektifikation und Dephlegmation nicht verdichtet haben, in Röhren, 
die von kaltem Wasser umspült sind, geleitet (Kondensatoren, Kühler), 
wo sie vollkommen verdichtet werden.
	        
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