Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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konnte der in den Statuten geforderte Nachweis der Matura durch 
eine Aufnahmsprüfung an der Handelshochschule ersetzt werden. Das 
Unterrichtshonorar betrug pro Semester 78'75 fl. ö. W. Die Handels 
hochschule gliederte sich in drei wissenschaftliche Abteilungen oder 
Fakultäten nach den hauptsächlichsten Zweigen der kaufmännischen 
Berufstätigkeit, und zwar: a) für das Bankgeschäft (mit Inbegriff des 
Hypothekar- und Versicherungsgeschäftes), b) für das Warengeschäft 
(mit Inbegriff des Speditions-, Reederei- und Fabriksgeschäftes), c) für 
das Kommunikationswesen; es bestanden Hochschulkurse für den Eisen 
bahnbetriebsdienst, für den Staatspostdienst, für den Staatstelegraphen 
dienst und für das Assekuranzwesen. Die Organisation der Wiener 
Handelsakademie fand allgemeine Anerkennung und wurde auf der 
Wiener Weltausstellung 1873 durch die Verleihung des Ehrendiplomes 
ausgezeichnet. Unglücklicherweise fällt jedoch die Gründung dieser 
Handelshochschule, der zweifellos eine große Zukunft prophezeit und 
die in ihrer Organisation als Musterinstitut bezeichnet werden konnte, 
kurz vor die Finanzkrise des Jahres 1873, wodurch alle geschäftlichen 
Unternehmungen einen bedeutenden Rückgang erfahren mußten und 
auch ein Überfluß an kommerziell gebildeten Kräften entstand, der 
leider auf den Besuch der Handelshochschule sehr ungünstig einwirkte. 
Die Frequenz verminderte sich von Jahr zu Jahr und der Verwaltungs 
rat mußte im Jahre 1877, nachdem er vier Jahre hindurch große 
materielle Opfer gebracht hatte, an die Auflösung der Hochschule 
schreiten, da auch die bisherigen Subventionen seitens der Regierung 
und der Eisenbahn Verwaltungen eingestellt wurden und so ward die 
zweite Handelshochschule Österreichs, infolge der momentan herrschen 
den mißlichen Verhältnisse, der mangelnden Unterstützung seitens 
des Staates und mangels einer energischen Leitung in das Grab gebettet. 
Gerade in dem Jahre der Auflösung der zweiten Handelshoch 
schule wurde, infolge einer von Baron Pasquale Revoltella hinter- 
lassenen Stiftung am 7. Oktober 1877 die Handelshochschule 
Stiftung Revoltella (Scuola superiore di commercio di 
fondazione Revoltella) in Triest eröffnet, welche sich im 
Sinne der Gründungsbestimmungen als eine vollständig selbständige 
Anstalt darstellt, die im Sinne ihres Gründers speziell die Heran 
bildung österreichischer Kaufleute für den Außenhandel, insbesondere 
Orienthandel, bezweckt, aber leider, infolge der italienischen Unterrichts 
sprache, einiger, allerdings leicht zu beseitigender Eigentümlichkeiten, 
und da sie zu wenig bekannt ist, nur eine geringe Hörerzahl zählt, 
wodurch die Anstalt selbstredend den großen Gedanken ihres hoch 
herzigen Stifters nur in beschränktem Maße zur Ausführung bringen kann. 
Der Studiengang umfaßt zwei Jahre und weist folgende Vor 
lesungen auf: Nationalökonomie, Statistik, Rechtslehre, kaufmännische 
Verrechnungslehre mit praktischen Übungen, kaufmännische Arithmetik, 
Handelsgeographie und Geschichte, Warenkunde und angewandte Chemie, 
italienische, deutsche, französische Sprache und Literatur sowie Handels 
korrespondenz, Englisch und Neugriechisch, Finanzwissenschaft, Eie-
	        
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