Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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mente des Verfassungsrechtes, angewande kaufmännische Buchführung 
und Handelsverträge. 
Die Anstalt untersteht einem Kuratorium, welches zum größten 
Teile aus Delegierten des Munizipiums und der Handelskammer sich 
zusammensetzt, und wird von einem ständigen Direktor, derzeit ein 
Advokat, geleitet. An derselben wirken zwei ordentliche und sechs 
außerordentliche Professoren sowie zwei Dozenten. 
Sämtliche Erhaltungskosten der Anstalt werden aus den Interessen 
des Stiftungskapitals gedeckt, wodurch unwillkürlich eine der Anstalt 
nicht immer förderliche Beschränkung in den Ausgaben eingehalten 
werden muß. 
Als ordentliche Hörer werden nur Abiturienten von Mittelschulen 
aufgenommen. Die Ergebnisse der Anstalt können in ihrem begrenzten 
Wirkungskreis als gute bezeichnet werden. Der größte Teil der Absol 
venten befindet sich in guten Stellungen. 
In Anbetracht der besonderen Benefizien, welche die Hörer dieses 
Institutes genießen, muß es umso verwunderlicher erscheinen, daß der 
Besuch nicht bedeutend zahlreicher ist und es kann auch nicht ver 
kannt werden, daß dies durch eine Reihe einschneidender Maßnahmen 
leicht und rasch zu erreichen wäre. Diese Gründung bildet aber auch 
den schlagendsten Beweis dafür, daß selbst am bestgeeigneten Platze 
willkürlich zu beeinflußende Momente die Wirksamkeit einer Institution 
vereiteln oder mindestens sehr beschränken können. 
Studierende aus Triest zahlen überhaupt kein Kollegiengeld, die 
Hörer aus dem Küstenlande nur 50 K, die übrigen 100 K jährlich, 
außerdem haben sämtliche Hörer eine Bibliothekstaxe von 20 K 
jährlich zu erlegen. 
Für die Absolventen der Hochschule bestehen an der Anstalt selbst 
zwei Stipendien von je 1000 fl. jährlich, welche auf zwei Jahre mit 
der Verpflichtung verliehen werden, daß der Stipendist auf einen wichtigen 
auswärtigen Handelsplatz zu seiner weiteren Vervollkommnung in der 
geschäftlichen Praxis tätig ist. Der Stipendist bleibt gewöhnlich zwei 
Jahre im Genüsse der Stiftung. Überdies bestehen Stipendien für mittel 
lose Studierende seitens der 'Priester Handelskammer. Am Ende des 
Studienjahres 1896/97 waren im ersten Jahrgang sechs, im^ zweiten 
Jahrgang sieben Hörer, am Ende des darauffolgenden Studienjahres 
studierten im ersten Jahrgang sechs, im zweiten Jahrgang fünf Hörer 
an der Anstalt. 
Die vierte Handelshochschule in Österreich ist ein Kind der 
neuesten Zeit. Die Gründung derselben wurde durch die Erkenntnis 
veranlaßt, daß die Hebung des Exportes für Österreich von besonderer 
Wichtigkeit wäre und daß in dieser Beziehung hauptsächlich ein 
wichtiges Moment als Grundlage fehlte — der österreichische Kauf 
mannsstand im Auslande. Um junge Kaufleute heranzubilden, welche 
durch die Kenntnis der besonderen Handelsgebräuche und -Verhält 
nisse des Auslandes, der Sprachen, Rechtsverhältnisse und Waren be 
fähigt erscheinen, die Konkurrenz mit dem Auslande erfolgreich auf-
	        
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