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mente des Verfassungsrechtes, angewande kaufmännische Buchführung
und Handelsverträge.
Die Anstalt untersteht einem Kuratorium, welches zum größten
Teile aus Delegierten des Munizipiums und der Handelskammer sich
zusammensetzt, und wird von einem ständigen Direktor, derzeit ein
Advokat, geleitet. An derselben wirken zwei ordentliche und sechs
außerordentliche Professoren sowie zwei Dozenten.
Sämtliche Erhaltungskosten der Anstalt werden aus den Interessen
des Stiftungskapitals gedeckt, wodurch unwillkürlich eine der Anstalt
nicht immer förderliche Beschränkung in den Ausgaben eingehalten
werden muß.
Als ordentliche Hörer werden nur Abiturienten von Mittelschulen
aufgenommen. Die Ergebnisse der Anstalt können in ihrem begrenzten
Wirkungskreis als gute bezeichnet werden. Der größte Teil der Absol
venten befindet sich in guten Stellungen.
In Anbetracht der besonderen Benefizien, welche die Hörer dieses
Institutes genießen, muß es umso verwunderlicher erscheinen, daß der
Besuch nicht bedeutend zahlreicher ist und es kann auch nicht ver
kannt werden, daß dies durch eine Reihe einschneidender Maßnahmen
leicht und rasch zu erreichen wäre. Diese Gründung bildet aber auch
den schlagendsten Beweis dafür, daß selbst am bestgeeigneten Platze
willkürlich zu beeinflußende Momente die Wirksamkeit einer Institution
vereiteln oder mindestens sehr beschränken können.
Studierende aus Triest zahlen überhaupt kein Kollegiengeld, die
Hörer aus dem Küstenlande nur 50 K, die übrigen 100 K jährlich,
außerdem haben sämtliche Hörer eine Bibliothekstaxe von 20 K
jährlich zu erlegen.
Für die Absolventen der Hochschule bestehen an der Anstalt selbst
zwei Stipendien von je 1000 fl. jährlich, welche auf zwei Jahre mit
der Verpflichtung verliehen werden, daß der Stipendist auf einen wichtigen
auswärtigen Handelsplatz zu seiner weiteren Vervollkommnung in der
geschäftlichen Praxis tätig ist. Der Stipendist bleibt gewöhnlich zwei
Jahre im Genüsse der Stiftung. Überdies bestehen Stipendien für mittel
lose Studierende seitens der 'Priester Handelskammer. Am Ende des
Studienjahres 1896/97 waren im ersten Jahrgang sechs, im^ zweiten
Jahrgang sieben Hörer, am Ende des darauffolgenden Studienjahres
studierten im ersten Jahrgang sechs, im zweiten Jahrgang fünf Hörer
an der Anstalt.
Die vierte Handelshochschule in Österreich ist ein Kind der
neuesten Zeit. Die Gründung derselben wurde durch die Erkenntnis
veranlaßt, daß die Hebung des Exportes für Österreich von besonderer
Wichtigkeit wäre und daß in dieser Beziehung hauptsächlich ein
wichtiges Moment als Grundlage fehlte — der österreichische Kauf
mannsstand im Auslande. Um junge Kaufleute heranzubilden, welche
durch die Kenntnis der besonderen Handelsgebräuche und -Verhält
nisse des Auslandes, der Sprachen, Rechtsverhältnisse und Waren be
fähigt erscheinen, die Konkurrenz mit dem Auslande erfolgreich auf-