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zunehmen, hat sich im Jahre 1898 ein Generalkomitee gebildet, welches
die Errichtung einer Exportakademie aus Anlaß des Regierungs
jubiläums des Kaisers anstrebte. Da das k. k. österreichische Handels
museum bereits seit einem Jahrzehnt bestrebt war, die internationale
kaufmännische Bildung zu fördern, und zu diesem Zwecke besondere
Kurse eingerichtet hatte, stellte sich das Präsidium dieses Museums an
die Spitze des Aktionskomitees und durch das energische und ziel
bewußte Eingreifen des Direktors des k. k. österreichischen Handels
museums wurde der Plan noch in demselben Jahre verwirklicht, so
daß die Exportakademie schon am 1. Oktober 1898 eröffnet werden
konnte. Das Institut untersteht dem Handels- und Unterrichtsmini
sterium, die Oberleitung obliegt einer Studienkommission.
Diese Anstalt hat hauptsächlich den Zweck, ihre Hörer für
höhere kommerzielle Aufgaben im In- und Auslande, insbesondere zur
Förderung des österreichischen Außenhandels zu befähigen. Die Absol
venten sollen namentlich mit all dem Wissen und praktischen Können
ausgerüstet werden, welches ihnen die Niederlassung und Tätigkeit auf
überseeischen Plätzen erleichtert. Ein Teil der absolvierten Hörer soll
auch zur Erfüllung kommerzieller Aufgaben des Konsulardienstes heran
gezogen werden. Nach Vollendung des Studiums begeben sich die
Absolventen nach einer Praxis in einem inländischen Hause mit Unter
stützung des österreichischen Handelsmuseums ins Ausland, beziehungs
weise auf einen ausländischen Platz, um den österreichischen Außen
handel, sowohl durch Berichte, Winke und Weisungen als auch durch
die speziell kaufmännische Tätigkeit, Vermittlung von Geschäften, Über
nahme von Vertretungen, Gründung von Handelsniederlassungen u. s. w.,
wirksam zu fördern. Durch die Angliederung an das Museum sollen
insbesondere der weit verzweigte Informationsapparat desselben sowie
die Sammlungen, die Bibliothek und die durch Expertisen, Enqueten,
Besprechungen und in anderer Weise erlangten Erfahrungen bezüglich
der kommerziellen Praxis für den kaufmännischen Unterricht und die
Wissenschaft verwertet werden. Zur Aufnahme werden die Abiturienten
von Gymnasien und Realschulen sowie von höheren Handelsschulen
(Handelsakademien) und höheren Gewerbeschulen zugelassen. Die
Anzahl der Hörer ist für jede Abteilung der Akademie auf 30 be
schränkt, um eine intensive Schulung und Erprobung jedes einzelnen zu
ermöglichen und einer Überproduktion an kommerziellen Hilfskräften für
einen speziellen Zweig des Handels vorzubeugen. Mit der Akademie
steht eine einjährige Allgemeine Abteilung für Abiturienten von
Gymnasien und Realschulen, welche sich kommerzielle Kenntnisse
aneignen wollen, in Verbindung.
Das Studienhonorar beträgt 300 K pro Jahr; an der Export
akademie besteht Frequenzzwang, um die Hörer an eine intensive und
regelmäßige Arbeitstätigkeit in der Praxis zu gewöhnen. Im Februar
jeden Jahres finden Kolloquien statt, am Schlüsse jedes Studienjahres
werden Prüfungen abgehalten. Nach Absolvierung des zweiten Jahr
ganges haben sich die Hörer den strengen Abgangspräfungen zu unter-