Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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der pädagogischen Leitung betrauten Vize-Direktor des k. k. Handels 
museums, 17 Professoren und Dozenten. Zur Unterstützung des Unter 
richtes dienen häufige Exkursionen und Studienreisen zur Besichtigung 
wichtiger Handels- und Hafenplätze. 
An der Wiener, Prager, Grazer, Aussiger und Olmützer Handels 
akademie finden sich Abiturientenkurse, wodurch es den Abiturienten 
von Mittelschulen ermöglicht werden soll, sich in einem Jahre die 
nötigsten kommerziellen Kenntnisse anzueignen. Der Abiturientenkurs 
an der Wiener Akademie weist mit über 100 Hörern den stärksten 
Besuch auf; an der Prager und Grazer Akademie ist die Aufnahme 
eine beschränkte. Der Abiturientenkurs in Prag besteht seit dem 
Schuljahre 1891/92 und derjenige in Graz wurde im Jahre 1889 
errichtet. Die zwei weiteren Kurse wurden vor ganz kurzer Zeit 
ins Leben gerufen. Diese Kurse haben ungefähr je 15 bis 30 Hörer. 
In allen Abiturientenkursen sollen als ordentliche Hörer nur jene 
aufgenommen werden, welche eine Mittelschule (Gymnasium oder Real 
schule) mit gutem Erfolg absolviert haben. In den Fremdsprachen 
muß das Ergebnis eines einjährigen Studiums für die Praxis als nicht 
ausreichend bezeichnet werden, weshalb man auch den Sprachunterricht 
unter den obligaten Fächern dieser Kurse gestrichen hat. Da an diesen 
Abiturientenkursen die besten Lehrkräfte der betreffenden Handels 
akademien unterrichten, sind die erzielten Erfolge im Verhältnis zur 
Studiendauer im allgemeinen befriedigend. Diese Abiturientenkurse ver 
körpern jedenfalls in ihrer Organisation die einjährige höhere Handels 
schule in der durch langjährige Erprobung sich ergebenden best 
möglichen Weise. Die Wiener Handels-Akademie veranstaltet außerdem 
seit dem Vorjahre während des Winter-Halbjahres höhere fachwissen 
schaftliche Vorlesungen. 
Aus den Erfahrungen, die man in Österreich mit Handelshoch 
schulen geipacht hat, lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 
Eine Handelshochschule soll ein selbständiges Institut sein. 
Eine Angliederung an eine bestehende Hochschule ist zu ver 
meiden, weil die Gefahr naheliegt, daß die Handelsabteilung stief 
mütterlich behandelt wird und die Vortragsfächer nicht in der für 
den Kaufmann erforderlichen Weise zum Vortrag gelangen. 
Einer Handelshochschule müssen genügend materielle Mittel zur 
Verfügung stehen, wenn sie dauernden Bestand haben soll. Als Minimum 
kann hiefür ein Betrag von zirka 100.000 K jährlich angesehen werden. 
Soll sie mehr als zwei Fakultäten umfassen, so sind für jede solche 
ungefähr 20.000 bis 50.000 K mehr zu rechnen, je nach der Aus 
dehnung des betreffenden Gebietes. Dabei wird angenommen, daß das 
Gebäude von den lokalen Faktoren beigestellt wird. 
Die Hörerzahl steigt gewöhnlich in den ersten 5 bis 10 Jahren, 
um dann herabzusinken und nach zirka 20 Jahren die bleibende 
Normalziffer zu erreichen. 
Der Vortrag soll bezüglich der meisten Lehrfächer durch eine 
intensive, praktische Schulung unterstützt werden, damit der absolvierte
	        
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