Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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zu, Handelslehrer heranzubilden. Als aber der Professor für die Handels 
fächer im Jahre 1885 in Pension ging, wurde diese Lehrkanzel nicht 
wieder besetzt und daher konnte seither ein Unterricht in den kommer 
ziellen Fächern nicht mehr erteilt werden. 
Aber schon in der Verordnung des Ministers Trefort vom Jahre 
1872 werden drei Kategorien von Handelslehranstalten und zwar niedere 
Handelsschulen (Fortbildungs- oder Lehrlingsschulen), Handelsmittel 
schulen (die gegenwärtigen höheren Handelsschulen) und Handelshoch 
schulen unterschieden, welch letztere errichtet werden sollten, sowie 
sich ein Bedürfnis hiefür nachweisen läßt. 
Im Jahre 1871 erschien auch bereits ein Werk aus der Feder 
Alexander von Matlekovits, in welchem ein eingehend begründeter und 
ausgearbeiteter Studienplan für eine Handelshochschule, mit Berechnung 
der entsprechenden Kosten enthalten war. Der Vorlesungsplan umfaßte 
darnach vier große Fachgruppen, und zwar philosophische sprachlich 
literarische, fachwissenschaftliche, staatswissenschaftliche Gegenstände 
und die Hilfswissenschaften. Auf diesen Plan werde ich an anderen Orten 
noch zurückkommen, um denselben ausführlicher zu besprechen, da er 
der eingehendsten Beachtung und Würdigung wert erscheint. 
Obwohl die Budapester Handelskammer die Erweiterung der da 
selbst bestehenden Handelsakademie auf Grund dieses Entwurfes bei 
der Regierung beantragte, blieb derselbe leider nur Projekt. 
Bereits seit Jahren besteht eine staatliche orientalische 
Akademie im Range einer Handelshochschule in Budapest. Im 
Oktober des Jahres 1899 wurde eine Handelsakademie daselbst 
eröffnet und gleichzeitig als Sitz der zweiten Hochschule Klausen 
burg (Kolozsvär) bestimmt, woselbst eine Handelsakademie anfangs 
Oktober 1902 zur Errichtung gelangte. Endlich besteht bereits seit 
dem Jahre 1898 in Budapest ein Handelslehrerseminar, dessen 
Statut unter dem 7. September 1898 genehmigt wurde und welches 
gleichfalls eine staatliche Institution ist, während die beiden genannten 
Handelsakademien von Korporationen erhalten werden. 
Da bis zur Eröffnung der Handelshochschule in Budapest eine 
ganze Reihe von Handelsmittelschulen den Titel Akademie gewohnheits 
mäßig .führten, wurde sämtlichen Handelsschulen die Führung dieses 
Titels mit Erlaß, Z. 13.315 vom Jahre 1900 untersagt und dieselben 
heißen nunmehr alle richtigerweise höhere Handelsschulen, wogegen 
die Handelshochschulen allein den Titel Handelsakademie führen. Da 
durch hat die ungarische Regierung von vorneherein auch dem Publi 
kum gegenüber Rang und Stellung der neuen Anstalten gekennzeichnet, 
und falsche Ehrgeizbestrebungen der Handelsmittelschulen, die der 
Handelshochschulidee nur schaden könnten, unmöglich gemacht. In 
manchen anderen Staaten erscheinen die neugegründeten Handels 
hochschulen viel duldsamer gegenüber den bestehenden Handelsmittel- 
schulen und deren althergebrachten Eigentümlichkeiten, selbst wenn 
diese nicht ganz berechtigt sind, daß wohl bestimmt erwartet werden 
dürfte, daß auch diese durch besondere Förderung der Interessen der
	        
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