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leuten erstatteten Gutachten über die Bedeutung von Handelshoch
schulen (I) eine Denkschrift über Handelshochschulen (II) sowie die
Verhandlungen über diese Frage und die vorgeschlagenen Lehrprogramme
(III) (Braunschweig 1897 bis 1898)'.
Endlich behandelt W. Breymann die Bildung und Aufgaben des
Großkaufmannes (Hamburg 1903) und tritt für die Errichtung einer
Handelshochschule für handelswissenschaftliche und volkswirtschaftliche
Fächer in Hamburg ein.
Die erste Handelshochschule entstand in Deutschland im
Jahre 1,898 durch das zielbewußte und rein sachliche Zusammenwirken
der Universität, der Handelskammer und der öffentlichen Handels
lehranstalt in L e i p z i g. Die Organisation der Leipziger Handels
hochschule räumt den Gelehrten, Kaufleuten und Handelslehrern auf
die Leitung einen entsprechenden, wenn auch nicht gleichmäßigen
Einfluß ein. Sonderbar muß es nur berühren, daß nicht selten derselbe
oder ein ähnlicher Gegenstand an der Universität als Vorlesung und
an der Handelshochschule als Übung oder Fertigkeit bezeichnet wird
und es wäre wohl zu wünschen, daß in dieser Hinsicht mit der Zeit
ebenso wie bezüglich der Leitung die volle Parität hergestellt würde.
Die Oberleitung liegt dem Senat der Handelshochschule, welcher sich
aus Vertretern der Universität, der Handelskammer und der öffent
lichen Handelslehranstalt zusammensetzt, ob, während die eigentliche
Leitung einem ständigen Studiendirektor anvertraut ist. Der Vorlesungs
plan weist staats- und rechtswissenschaftliche, geographische, tech
nologische und pädagogische Vorlesungen an der Universität auf, bei
welchen allerdings die speziellen Bedürfnisse der Handelshochschule
wohl nicht immer in dem wünschenswerten Maße berücksichtigt werden
können. Im Gebäude der Handelshochschule erfolgen die kauf
männischen Übungen für kaufmännische Arithmetik, Buchführung,
Korrespondenz und sonstige Kontorarbeiten, Musterkontor, Techno
logie, die fremden Sprachen, ferner sind noch Fertigkeitskurse vor
handen. An der Handelshochschule besteht auch ein Handelslehrer
seminar, in welchem Vorträge, Diskussionen und schriftliche Aus
arbeitungen unter Leitung eines erfahrenen Pädagogen durchgeführt
werden. Die Kandidaten hospitieren bei dem Unterricht der öffent
lichen Handelslehranstalt, besprechen sodann mit dem Seminarleiter
die gehörten Vorträge und halten unter seiner Leitung I,ehrproben ab.
Den Studierenden steht die Bibliothek der Universität, der Handels
kammer, der Handelslehranstalt und der akademischen Lesehalle zur
Verfügung. Als Zweck der Handelshochschule wird angegeben, er
wachsenen jungen Leuten, welche sich dem kaufmännischen Berufe
widmen, eine vertiefte kaufmännische Bildung zu vermitteln, sowie prak
tischen Kaufleuten und Angehörigen verwandter Berufe die Möglichkeit
zu bieten, sich in einzelnen Zweigen des kaufmännischen Wissens und
Könnens auszubilden. Als Studierende können aufgenommen werden:
Abiturienten der neunjährigen deutschen Lehranstalten (Gymnasien,
Realgymnasien, Oberrealschulen), Abiturienten höherer Handelsschulen,