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schule die Basis bilden sollen, fast vollständig unberücksichtigt bleiben.
Diese Anstalt stellt sich daher als die theoretischeste aller deutschen
Handelshochschulen dar, was den rein kaufmännischen Unterricht betrifft.
Sie berücksichtigt auch die kaufmännische Praxis viel zu wenig, was wohl
darauf zurückzuführen sein mag, daß bei ihrer Gründung und ihrer
Leitung von der Kaufmannschaft ein sehr geringer Einfluß ausgeübt
wurde. Selbst die Handelspolitik und Wirtschaftsgeographie scheinen mit
zu wenig Lehrstunden bedacht. Eine eigenartige Einrichtung bildet die
kaufmännische Betriebslehre, in welche auch die Buchhaltung, Korre
spondenz und Musterkontor aufgenommen erscheinen, wofür die geringe
Stundenzahl und die Übungen denn doch nicht als ausreichend be
zeichnet werden können.
Einen großen Vorteil bildet für die Hörer die geringe Besucher
zahl, wodurch ein intensiverer Unterricht ermöglicht wird. Unter den
Professoren sind erste wissenschaftliche Größen, deren Vorlesungen
jedem jungen Kaufmann nur von größtem Nutzen sein können; sehr ein
gehend werden selbstredend die auch für die technische Hochschule
nötigen Fächer behandelt, wie z. B. mechanische Technologie, und es
finden sich infolgedessen an dieser Handelshochschule Vorlesungen,
die an keinem andern derartigen Institute im Lehrplane enthalten sind,
wie z. B. Baukonstruktion, praktische Telegraphie, Kunst- und Kunst
handwerk, Fabriksanlagen und Arbeitsmaschinen, enzyklopädische
Maschinenlehre, Experimentalphysik und Experimentalchemie etc.
In Anbetracht der beschriebenen Verhältnisse erscheint der Besuch
dieser Handelshochschule sehr vorteilhaft für kommerzielle Leiter von
Fabrik sunternehm ungen.
Im Jahre 1901 wurden im Deutschen Reiche zwei Handelshoch
schulen neu errichtet, und zwar die städtische Handelshochschule in
Köln und die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in
Frankfurt am Main.
Die städtische Handelshochschule in Köln ist die erste selb
st än di ge Handelshochschule in Deutschland; sie verdankt ihre Grün
dung den hochherzigen Spenden des Geheimen Kommerzienrates
Dr. Gustav v. Mevissen, der schon im Jahre 1879 aus Anlaß der
goldenen Hochzeitsfeier Kaiser Wilhelms I. für eine in Köln zu er
richtende Handelshochschule eine ansehnliche Stiftung machte, die er
durch ein Legat in seinem Testament noch bedeutend erhöhte, so daß
das bedungene Anwachsen des Stiftungskapitales auf eine Million
Mark nach seinem Tode im Jahre 1899 durch einen von der Stadt
verordnetenversammlung bewilligten Zuschuß von 260.000 Mark erreicht
wurde. Der Handelshochschule stehen sonach außer den eigenen
Einkünften die Zinsen von einer Million Mark, die Er
trägnisse der gleichfalls von Geheimrat Mevissen der Anstalt ver
machten Grundstücke sowie bedeutende Zuschüsse seitens der
Stadt und der Handelskammer in Köln zur Verfügung; sie
verfügt daher über den größten Fonds und weit über die Ein
nahmen anderer Handelshochschulen hinausgehende Einkünfte, so daß