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hier wirklich die kostspieligsten und glänzendsten Einrichtungen leicht
durchgeführt werden können und die allein nötige Grundlage in so
ausreichendem Maße vorhanden ist, daß diese Anstalt sich unschwer
zu einem Musterinstitut entwickeln kaün, da bei entsprechender Leitung
die Schaffung moderner Einrichtungen, Sammlungen und vor allem
die Gewinnung hervorragender Lehrkräfte bis auf einige Fächer meist
Geldfragen sind. Die industriell und kommerziell hoch entwickelte
Rheinprovinz sichert ihr auch ein zahlreiches Ilörermaterial und die
entsprechende Verwendung der Absolventen in der kaufmännischen
Praxis. Aber auch an dieser Anstalt scheint eine Strömung immer mehr
dahin zu gehen, die Sprachen mehr philologisch als kommerziell zu
betreiben und das Schwergewicht nebenbei auf der eigentlichen kauf
männischen Tätigkeit ferner liegende Ausbildungsgebiete _ zu verlegen.
Da sie in der Stadt die einzige Hochschule ist, fallen ihr. alle Auf
gaben einer Volkshochschule (University extension) zu, die sie m aus
gedehnter Weise, besonders in allgemeiner Richtung, zu erfüllen bestrebt ist.
Die Handelshochschule wurde am 1. Mai 1901 eröffnet und hat
den Zweck:
1. Erwachsenen jungen Leuten, welche sich dem kaufmännischen
Berufe widmen, eine vertiefte allgemeine und kaufmännische Bildung
zu vermitteln;
2. angehenden Handelsschullehrern Gelegenheit zur Erlangung der
erforderlichen theoretischen und praktischen Fachbildung zu geben;
3. jüngeren Verwaltungs- und Konsularbeamten sowie Handels
kammersekretären u. dgl. Gelegenheit zur Erwerbung kaufmännischer
Fachkenntnisse zu bieten;
4. praktischen Kaufleuten und Angehörigen verwandter Berufe
die Möglichkeit zu gewähren, sich in einzelnen Zweigen des kauf
männischen Wissens auszubilden.
Die Verwaltung obliegt einem Kuratorium; die unmittelbare
Leitung der Anstalt führt der ständige Studiendirektor. Die Dauer
des Studiums umfaßt vier Semester.
Der Lehrplan enthält in allen vier Semestern Vorlesungen
über kaufmännisches Rechnen, Buchführung, Korrespondenz, Waren
kunde, chemische und mechanische 1 echnologie, Arbeiten im chemi
schen und warenkundlichen Laboratorium an drei Nachmittagen, Kor
respondenz und Übungen in fremden Sprachen, und zwar Englisch,
Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch sowie Deutsch . für Aus
länder, ferner im I. und II. Semester V orlesungen über V olkswirtschatts-
lehre, Plandelsgeschichte, Sozialpolitik, Statistik, bürgerliches Recht,
Handelsgeographie der außereuropäischen Länder; im III. und IV. Se
mester über die wirtschaftlichen Aufgaben der Eisenbahnen, das Tarif
wesen und das Frachtrecht, Handelsrecht, Konkursrecht, V ersicherungs-
recht, Gewerbehygiene, endlich »allgemeine Geisteswissenschaften«,
worunter sich Vorlesungen finden über Grundzüge und Haupttypen der
englischen Literaturgeschichte, Einleitung in die Psychologie, Pin
führung in die Kunstgeschichte, Entwicklung und Technik des europäi-