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Für diejenigen Besucher, welche sich einer Prüfung unterziehen
wollen, werden Diplomprüfungen für Kaufleute, Handels
lehrer und Versicherungsverständige an der Akademie
abgehalten.
Die Besucher und Hospitanten haben für jede Wochenstunde im
Semester ein Kollegiengeld von 5 M zu entrichten, für Seminar
übungen, Sprachkurse und" das chemische Laboratorium wird das Ho
norar besonders festgesetzt. Wer als Besucher (ordentlicher Hörer)
inskribiert werden will, muß mindestens acht Wochenstunden belegen.
Die Akademie wurde am 21. Oktober 1901 in feierlicher Weise
eröffnet und im Wintersemester 1901/02 von 36 Besuchern, 425 Ho
spitanten und 88 Hörern, daher zusammen von 549 Personen besucht,
darunter 53 Frauen. Im Sinne der besonderen Aufgaben der Akademie
weist dieselbe eine verhältnismäßig große Zahl von Hospitanten und
eine kleine Ziffer von ordentlichen Hörern (Besuchern) auf
Im Sommersemester 1902 wurden an der Akademie 45 Besucher,
309 Hospitanten und 74 Hörer, zusammen 428 Personen immatrikuliert.
Im Wintersemester 1902/03 studierten an der Akademie 96 Be
sucher, 290 Hospitanten, 112 Hörer, zusammen 498 Personen.
Im laufenden Jahre wurde die Akademie von 415 immatriku
lierten Studierenden (Hospitanten, Prüfungskandidaten, Handelslehrern
und Hörern) besucht.
Die Organisation und sämtliche Einrichtungen der Akademie
lassen erkennen, daß sie in erster Linie für solche Besucher bestimmt
ist, welche die erste und grundlegende Ausbildung in ihrem Berufe
bereits empfangen haben; sie stellt sich hiedurch als eine Ergänzung
der bestehenden Hochschulen dar, mit dem besonderen
Zwecke, die ihrer Pflege zugewiesenen Wissenschaften für die
Praxis fruchtbar zu machen, deren Bedürfnisse maßgebend zu
berücksichtigen sind. .
Durch die Errichtung dieses groß angelegten Institutes wird m
Deutschland zum erstenmale der Versuch gemacht, eine freie 1 flege-
stätte der praktischen Wissenschaften ohne Emzwän-
gung in das Berechtigungsschema zu schaffen, und diese
Gründung muß daher als besonders bedeutsam erachtet werden. In
Anbetracht der herrschenden Ansichten kann aber fast bestimmt voi aus
gesehen werden, daß die Zahl der ordentlichen Besucher unter dem
ursprünglichen Durchführungsplan nie eine große Ziffer im 'Verhältnis
zu den Hospitanten erreichen wird.
Besonders hohe Erwartungen können bezüglich der
wissenschaftlichen Tätigkeit der Akademie gehegt werden,
da sich schon aus der eigentümlichen Zusammensetzung der Hörei-
schaft durch praktisch erfahrene und theoretisch gebildete Männer der
verschiedensten Berufe ein inniger Kontakt mit der Praxis sowie eine
große Reihe von Anregungen ergeben müssen und anderseits zur
Durchführung schwieriger, spezieller Arbeiten unter den Hörern die
entsprechend begabten und geeigneten Kräfte zu finden sein werden.