Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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F - Melsens, Professor der Chemie in Brüssel, wendet bereits 
1855 zur Aufschließung der verschiedensten Materialien mittels Schwefel 
säure .Autoklaven, (papinianische Töpfe) an (Dingl. polyt. Journ. 138, 
p. 426,. Er teilt die zu seinen Versuchen verwendeten Rohmaterialien in 
drei Gruppen: 1. Pflanzenstoffe, z. B. junge Baumschößlinge, Heidekraut, 
Blätter, Stroh, Schwämme; 2. Fabrikationsrückstände, wie Spreu vom 
Reinigen des Getreides, Malzkehricht (Malzkeime), Rückstände der 
Brauereien oder der Stärkefabriken, von Rübenzuckerfabriken, welche 
aber alle jetzt als Futtermaterialien viel besser verwertet werden. 
Ebenso die Abfälle beim Brechen des Hanfes (Schabe), Holzsägespänej 
erschöpfte Gerberlohe u. s. w. Eine dritte Gruppe von Rohstoffen 
bilden Reste von Pabrikaten, so altes Tapetenpapier, Makulatur, diverse 
Lumpen (gefärbte, und ungefärbte). Melsens nahm in Frankreich auf 
sein Verfahren ein Patent, in dem er hervorhebt, daß sich seine 
Methode von der Braconnotschen und von der Arnould’s, ebenso 
von der anderer Forscher, wie Jacquelain, wesentlich unterscheidet. 
Er braucht die angewandten Materialien nicht erst zu trocknen und 
operiert mit verdünnter Säure bei höherer Temperatur, wie dies die 
modernsten Verfahren auch tun. Im selben Jahre hielt Professor 
l)r. M, Pettenkofer in der Monatsversammlung des Polytechnischen 
Vereines für Bayern in München (26. Februar 1855) einen Vortrag über 
die Weingeistfabrikation aus Holz, ein Beweis, welch reges Interesse man 
dieser neuen Quelle zur Alkoholgewinnung schon damals entgegen 
brachte. In demselben berichtet er, daß in Paris eine Gesellschaft 
unter der Leitung von Pelouze eine Fabrik zur Bereitung von Wein 
geist aus Holzfaser errichtet hat. Die Frage, die man ihm vorgelegt, 
welche Aussicht dieser Industriezweig habe und welche national 
ökonomische Bedeutung ihm beizumessen sei, lasse sich heute (1855), 
wo die. frage so neu sei, noch nicht beantworten. Er berichtet dann 
über die einschlägigen Arbeiten, die bis dahin gemacht wurden, ohne 
über den Wert derselben ein Urteil zu fällen. Viel optimistischer ist 
Pelouze, der der französischen Akademie der Wissenschaften (1859) 
über seine Arbeiten über die Zellulose Mitteilung macht. Papier, alte 
Leinwand, Sägespäne liefern bei der Behandlung mit Salzsäure oder 
Schwefelsäure Traubenzucker. Er ist überzeugt," daß sich auf diese 
Reaktion ein neuer Industriezweig begründen läßt und daß die Um 
wandlung der Holzfaser in Traubenzucker mittels verdünnter Säuren 
in geschlossenen Gefäßen bei höherer Temperatur viel schneller zu 
bewerkstelligen sein wird, was auch tatsächlich der Fall war. Bach et 
und Machard haben ein Verfahren ausgearbeitet, welches die unauf 
geschlossenen Rückstände für die Papierfabrikation benützt, welche, 
nachdem sie gehörig vermahlen und gereinigt sind, sich auch bleichen 
lassen und zur Herstellung von Packpapier Anwendung fanden. Dieses Ver 
fahren soll in der Destillerie zu Saint-Tripon, in der Papierfabrik zu Bex 
(Schweiz) und zu Vizille (Departement Isere) in Anwendung gewesen sein. 
Um die großen Mengen Schwefelsäure besser auszunützen und 
dadurch das Verfahren zu verbilligen, hat Tribouillet vorgeschlagen,
	        
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