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nicht jeder Platz für die höchste Bildungsstätte für angehende Kauf
leute geeignet erscheint, da doch als Grundbedingung festgehalten
werden muß, daß die gesamten Verhältmsse daselbst die Erziehung
junger Kaufleute fördernd und nicht hindernd beeinflussen sollen
Schweiz.
Die Frage des hochschulmäßigen Betriebes der Handelswissen
schaften beschäftigt die beteiligten Kreise in der Schweiz -schon
seit einem Vierteljahrhundert, denn bereits in den Jahren 1875 und
1876 hat sich der Vorstand der kaufmännischen Gesellschaft Zürich
eingehend damit befaßt und ein Programm für eine Handelshochschule
mit vier Semestern ausgearbeitet, welche in lachschulen für das Bank
geschäft, den Eisenbahndienst, den Post- und Telegraphendienst sowie
das Waren- und Fabriksgeschäft zerfallen sollte und als selbständige
Anstalt oder Abteilung des eidgenössischen Polytechnikums gedacht
war. Im Jahre 1877 überreichte die Gesellschaft ehemaliger Studierenden
des eidgenössischen Polytechnikums dem Bundesrate eine Petition um
Errichtung einer höheren Handelsschule und im selben Jahre befür
wortete auch der polytechnische Verein die Aufnahme der kauf
männischen Fächer in den Vorlesungsplan des Polytechnikums. Nach
11 Jahren erscheint die gleiche Eingabe als Beschluß der schweizerischen
kaufmännischen Vereine wieder und im Winter 1897 sprach sich dei
kaufmännische Verein Zürich gleichfalls für die Errichtung einer
Handelshochschule aus.
Doch hielt es sehr schwer, vollentsprechende Lehrkräfte für die
in Frage kommenden Lehrkanzeln zu Anden, so war es im Jahie 1901
trotz aller Anstrengungen nicht möglich, für die Lehrstelle füi
Handels Wissenschaften am Technikum in Zürich eine
geeignete Persönlichkeit namhaft zu machen.
Die erste Handelsakademie wurde in der Schweiz als eine ge
meinsame Schöpfung des Kantons, der politischen und Ortsgemeinde
sowie der kaufmännischen Korporationen mit Unterstützung^ durch den
Bund in St. Gallen errichtet. Die Handelsakademie daselbst
eröffnete ihre Wirksamkeit am 1. Mai 1899 und wird als eine höhere
Schule bezeichnet, welche im Anschlüsse an die erworbene Mittelschul
bildung den angehenden Kaufleuten und Verwaltungsbeamten eine
höhere allgemeine und berufliche Ausbildung gewähren soll. Das Haupt
gewicht des Studienganges der Akademie liegt in einer reichen Auswahl
von Fremdsprachen, einer das allgemein Gültige umfassenden Darstellung
des gesamten Verrechnungswesens, in einer logisch aufgebauten Vor
führung der grundlegenden Erscheinungen auf dem Gebiete der Volks
wirtschaft, des Handels, Gewerbes und Verkehrs und in der zweck
mäßigen, den Bedürfnissen von Handel, Verwaltung und Verkehr an
gepaßten Erläuterung des Rechtswesens.
Diesen Haupt- und Fachdisziplinen schließt sich eine Reihe von
Vorlesungen über Geschichte, Literatur, Rechtsmaterien und natur-