Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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politischen und geographischen Vorlesungen, welche für junge Kauf 
leute notwendig erscheinen, an derselben vorhanden sind. Nach Ansicht 
der Kommission soll die Absolvierung der Studien dazu befähigen, 
das Diplom in den Handelswissenschaften oder das Diplom für das 
höhere Lehramt in den Handelsfächern zu erlangen und die Studie 
renden sollen zur staatswissenschaftlichen Doktorprüfung 
zugelassen werden, ferner sollen auch Abendkurse zur wissenschaft 
lichen Weiterbildung der bereits praktisch wirkenden Kaufleute ein 
gerichtet werden. 
Die staatswissenschaftliche Fakultät der Univer 
sität Zürich führte in ihrer Eingabe an die Erziehungsdirektion 
vom 12. Juni 1902 aus, daß sie die Einfügung einer handelswissen 
schaftlichen Fakultät an ihrer Universität begrüße und vorerst die Er 
richtung einer ordentlichen Professur für Handelswissenschaften für 
notwendig erachte, deren Inhaber gleichzeitig der Direktor des zu 
organisierenden handelswissenschaftlichen Institutes werden soll. Mehrere 
Mitglieder der Fakultät erklärten sich auch gerne bereit, noch beson 
dere Lehraufträge für Vorlesungen über Geographie und Politik des 
auswärtigen Handels, Handelsgeschichte, Kolonialpolitik, allgemeine 
Rechtslehre für Nationalökonomen und Studierende der Handelswissen 
schaften, öffentliches und privates Versicherungsrecht, Seerecht, kommer 
ziell wichtige Kapitel des Völkerrechts u. dgl. zu übernehmen. 
Die Hochschulkommission äußerte sich schon in ihrer Sitzung 
vom 4. August 1902 in zustimmendem Sinne zu dem Projekte und 
befürwortete den einzustellenden Kredit von 5000 Francs für das 
Jahr 1903. 
Der Erziehungsrat stellte sich auf einen andern Boden; er ver 
warf den Antrag auf Schaffung einer eigenen handeis wissenschaftlichen 
Fakultät und sprach sich einstimmig für die Errichtung eines Or 
dinariates für Handels wissen schäften an der staats- 
wiss en Schaft liehen Fakultät aus, welchem Antrag auch die staats 
wissenschaftliche Fakultät nachträglich beipflichtete; nachdem auch der 
Kantonsrat in der Sitzung vom 17. Jänner einen Kredit von 5000 Francs 
hiefür bewilligt hatte, beschloß der Regierungsrat am 5. Februar 1903, 
daß mit Beginn des Sommersemesters 19Ö3 an der staatswissenschaftlichen 
Fakultät in Zürich ein Ordinariat speziell für Handelsbetriebslehre, 
kaufmännische Arithmetik und Buchhaltung eingerichtet werde. Wer 
sich den handelswissenschaftlichen Studien widmen will, hat sich an 
der staatswissenschaftlichen Fakultät immatrikulieren zu lassen und ist 
alsdann den übrigen Studierenden der Fakultät vollständig gleich 
gestellt. Der Professor der Handelswissenschaften hat als gleichberech 
tigtes Mitglied Sitz und Stimme in der staats wissenschaftlichen Fakultät, 
wie im Senat. Für die Kosten der neuen Institution leistet der Bund 
eine angemessene Subvention. 
Wir haben diesen Werdegang ausführlicher geschildert, weil 
dadurch zum erstenmal am Kontinent eine ordentliche L e h r k a n z e 1 
für FIandelsWissenschaften an einer bedeutenden Uni-
	        
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