176
Die Aufnahmsprüfung für die Handelshochschulen in Italien
umfaßt folgende Gegenstände: Buchhaltung, italienische Literatur und
französische Sprache, Mathematik, politische Ökonomie, Physik und
Naturgeschichte, physische und politische Geographie, Grundprinzipien
des Rechtes, allgemeine Geschichte vom Mittelalter bis auf die
heutige Zeit.
Die Absolventen eines nautischen Institutes haben sich nur einer
Ergänzungsprüfung aus Buchhaltung, französischer Sprache, den Rechts
grundsätzen und der Nationalökonomie zu unterziehen.
Den Abiturienten von technischen Instituten werden auch Ab
solventen eines Lyzeums oder einer öffentlichen mittleren Handelsschule
gleichstehend erachtet.
Die Diplome der Handelshochschule berechtigen teilweise zur
Bewerbung für einzelne Stellen im öffentlichen Verwaltungsdienst, die
Diplome der Konsularsektion befähigen zum Eintritt in den Konsular
dienst, und die Diplome der Lehrerabteilung an der Handelshochschule
in Venedig verleihen die Lehrbefähigung für den mittleren öffentlichen
Unterricht.
Die italienischen Handelshochschulen wären bezüglich ihrer Rang
stufe den französischen Ecoles supörieures de commerce ähnlich zu
erachten. Sie unterscheiden sich von diesen hauptsächlich durch die
stärkere Betonung der praktischen Ausbildung und durch die Einrichtung
des Musterkontors, welches dagegen in Frankreich noch nicht allgemein
festen Fuß zu fassen vermochte.
Die »Handelsuniversität Luigi Bocconi« verdankt ihre
Gründung vollständig der Opferwilligkeit eines angesehenen Mailänder
Bürgers, Ferdinando Bocconi, der das Andenken seines in der Schlacht
von Adua gefallenen Sohnes Luigi durch eine dessen Namen tragende
Institution, für welche er ursprünglich 200.000 Lire widmete, ehren
wollte. Unter den vielen Vorschlägen, welche Ferdinando Bocconi be
züglich der Verwendung dieser Spende unterbreitet wurden, hatte der
jenige des Senators Ernesto de Angeli, der die Notwendigkeit eines
höheren Handelslehrinstitutes als besonders wichtig für Stadt und Land
bezeichnete, die Zustimmung des Spenders gefunden, der dies als so
sehr berechtigt anerkannte, daß er seine Widmung in Anbetracht der
Wichtigkeit einer solchen Gründung auf 400.000 Lire erhöhte.
In einem Schreiben an den Direktor Colombo des höheren
königlich technischen Institutes in Mailand vom 28. Mai 1898 stellt
der Gründer fest, daß »nicht nur in rein kaufmännischen Betrieben,
sondern auch in landwirtschaftlichen, industriellen, Bank-, Transport-
und Versicherungsunternehmungen das unabweisbare Bedürfnis immer
mehr zutage tritt, Männer zu erhalten, welche durch ihre über das
heutige normale Maß hinausgehende höhere kaufmännische Bildung
fähig erscheinen, die wichtigsten Ämter bei solchen Unternehmen zu
bekleiden«, welche wahre »Capitani d’industria« werden, die für das
nationale Kapital und die nationale Arbeit die vorteil
hafteste Verwendung finden sollen und sich dadurch selbst