Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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dann in den Resultaten der Handelshochschulen und dadurch leider 
auch in der Beurteilung ihrer Ergebnisse und Leistungsfähigkeit im 
allgemeinen zu ihrem Nachteile äußern müssen. 
Es ist übrigens nur zu leicht zu begreifen, daß die Organisatoren 
von Handelshochschulen in einer Zeit, in welcher die Theorie des 
Handels und die rein kommerziellen Fächer noch nicht so hoch ent 
wickelt sind als andere Wissensgebiete, im Interesse des Ansehens der 
Schulen bereits erprobte und als Wissenschaften anerkannte Fächer 
zur breitesten Grundlage der neuen Hochschulkategorie wählen, und 
daß hiefür die ökonomischen Wissenschaften am geeignetsten erscheinen, 
ist einleuchtend, doch sollte den rein kommerziellen Gegenständen, 
deren weitere Entwicklung und wissenschaftlicher Ausbau ja 
auch eine wichtige Aufgabe jeder Handelshochschule bildet, 
eine größere Zahl von Stunden zugewiesen werden, um die 
Gelegenheit zur Lösung dieser Aufgabe zu geben. Der praktische Kauf 
mann soll auch ökonomisch, aber nicht nur ökonomisch gebildet 
sein. Die ökonomischen Fächer sind für den Kaufmann ebenso Hilfs 
wissenschaften wie die rein naturwissenschaftlichen Fächer für den 
Mediziner. Die Nationalökonomie ist die Philosophie des Kaufmannes; 
der Handelshochschüler soll aber vorderhand Kaufmann und nicht 
kaufmännischer Philosoph werden. Verfolgen Handelshochschulen andere 
Ziele, so wird und muß sich die Praxis stets ablehnend verhalten. 
Einige Eigentümlichkeiten des Programmes sind auch allein auf 
die Absicht zurückzuführen, der Hochschule eine andere Basis und 
Richtung zu geben als den technischen Instituten und den übrigen 
bereits bestehenden Handelshochschulen Italiens, und es zeigt sich da, 
daß das übertreibende Bestreben, Gegensätze zwischen fachlichen Mittel 
und Hochschulen zu schaffen, dazu führen kann, daß der wirklich 
praktische Zweck der Anstalt für das kaufmännische Leben —- der für 
die Allgemeinheit jedenfalls wichtiger ist als der dem Gründer vor 
schwebende Zweck •— sogar unvollkommener erreicht werden kann als 
an niederen Schulen, was den Gegnern der Handelshochschulen unter 
den Kaufleuten schlagende Beweise zu liefern vermag. 
Für den Fachmann ist eine Organisation wie diejenige der neuen 
Handelsuniversität überaus interessant und als Versuch wertvoll, aber 
solche Experimente können dem Handelshochschulgedanken in den 
Augen der allein zu einem entscheidenden Urteil berufenen Kreise 
sehr schädigen und nur von diesem Gesichtspunkte aus erfolgten die 
hier niedergelegten kritischen Bemerkungen. 
Sehr interessant und im Studienplan wichtig erscheinen die öko 
nomischen Spezialkurse, welche Spezialzweige, Neuerungen und 
rezente Fragen aus den verschiedensten ökonomischen Gebieten 
behandeln, in großer Mannigfaltigkeit geboten werden und eine nicht 
genau begrenzte, jedenfalls größere Stundenzahl umfassen sollen, wovon 
der Hörer im dritten Jahre drei, im vierten Jahre neun Stunden wöchent 
lich frequentieren muß, doch kann er sich die Vorlesungen aus 
den vorhandenen Spezialkursen, seiner Neigung und Absicht
	        
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