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für die spätere praktische Tätigkeit gemäß, wählen. Diese
Einrichtung ist für die Erreichung der eigenartigen Zwecke
einer Handelshochschule sehr geeignet, doch ergeben sich bei
der Durchführung dadurch mancherlei Schwierigkeiten, daß wirklich
voll entsprechende Vortragende für derartige spezielle Fächer schwer
aufzutreiben sind, weil dem Theoretiker immer die praktische Er
fahrung, dem erfahrenen Praktiker meist die Fähigkeit, verständlich
vorzutragen, mangelt.
Auch mit Rücksicht auf die hohe Stundenzahl im letzten Jahr
gang werden diese Kurse für die Resultate der Handelsuniversität mit
ausschlaggebend sein. In der Abhaltung derartiger Spezialkurse
liegt eine der bedeutendsten Aufgaben jeder Handelshoch
schule, und es ist ein unleugbares Verdienst des Organisators, diesen
Kursen an der Mailänder Handelshochschule einen weiten Raum ge
währt zu haben. Die bei der Durchführung derselben zu gewinnenden
Erfahrungen verdienen die größte Beachtung. Sie wurden mit Recht
gegen das Ende der Studien verlegt, weil die Hörer dann schon
spezielle Studien vorziehen werden und eben auftretende Probleme
behandelt werden sollen, was für die praktische Tätigkeit der Hörer
nur dann Wert hat, wenn dies kurz vor ihrem Austritt erfolgt. Diese
Vorlesungsstunden werden wohl auch mit Vorteil für kommerziell
technische Fächer verwendet werden, wenn dies auch nicht ganz im
Sinne des Programmes gelegen ist, wodurch die Mängel desselben sehr
leicht behoben werden können.
Den Zielen einer Handelshochschule sehr angemessen ist das
Schwergewicht, welches auf die selbständigen Übungen der Hörer
(Seminarien wie an den deutschen Rechtsfakultäten und an der Export-
Akademie des k. k. österreichischen Handels-Museums) gelegt wird.
Weit über das bisher übliche Maß werden an dieser Hochschule
dem Unterrichte in den Fremdsprachen Stunden überwiesen, was
gewiß im Interesse der richtigen kaufmännischen Ausbildung gelegen ist.
In Italien ist der Boden für die neue Handelsuniversität durch
die bereits in die Interessentenkreise tiefer eingedrungene Wirksamkeit
der seit Jahren bestehenden Handelshochschulen gut vorbereitet und
man konnte es daher dort wohl -wagen, auch für die hochschul-
mäßige kommerzielle Bildung vier Jahre rein theoretisches
Studium zu fordern, was in den meisten übrigen Ländern gegenwärtig
noch immer als undurchführbar angesehen wird.
Frankreich.
In Frankreich besteht seit Jahrzehnten eine ganze Reihe
von sogenannten Ecoles supörieures de commerce, welche
sowohl von den Franzosen, als auch im Auslande meist als reine
Handelshochschulen angesehen werden, obwohl dies nicht ganz zutrifft.
Sie stellen eigentlich zum größten Teile eine Mittelstufe zwischen den