Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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Schulbildung als so ziemlich gleichgültig für die Aufnahme an Handels 
hochschulen, wie auch an den Universitäten, der Aufnahms werber muß 
nur seine geistige Reife durch die Ablegung des Eintrittsexamens 
erweisen. 
Großbritannien. 
In England verhielt man sich, übereinstimmend mit dem 
konservativen" Charakter des englischen Volkes, lange Zeit hindurch 
sehr ablehnend gegen jeden theoretischen Unterricht auf-praktischen 
Gebieten und es fehlte daher auch vollständig an jedem Verständnis 
für die Wirksamkeit kommerzieller Lehranstalten. Insbesondere durch 
die Erfolge und die empfindliche Konkurrenz des deutschen Handels 
wurden die englischen hiebei interessierten Kreise gezwungen, sich 
mit den hierauf bezüglichen Fragen und den Ursachen dieses Auf 
schwunges näher zu "beschäftigen. Man glaubte, einen der Hauptgründe 
in der Zahl und der Einrichtung der deutschen Fachschulen suchen 
zu müssen und es entstand daher eine langsam wachsende Bewegung, 
welche darauf abzielte, auch den angehenden englischen Kaufleuten 
die Möglichkeit zu bieten, sich für ihren Beruf durch theoretische 
Studien besser vorzubilden. Daß gerade England, welches die meisten 
und bedeutendsten Handelshäuser zählt und daher über die beste 
praktische Schule der Welt verfügt, es für unbedingt _ notwendig er 
achtet, der Kaufmannschaft eine höhere Bildung angedeihen zu lassen, 
muß wohl am besten die Wichtigkeit derselben für die tatsächliche 
Praxis erweisen. Ganz besonders interessant ist es, daß man in Eng 
land gerade den hochschulmäßigen Einrichtungen hieftir größere Auf 
merksamkeit zuwendet als dem in vieler Hinsicht viel wichtigeren 
niederen und mittleren Handelsschulwesen, was durch die sonstigen 
Verhältnisse auf dem Gebiete des englischen Unterrichtswesens, er 
klärlich wird. Dagegen wird in England, in richtiger Erkenntnis seiner 
besonderen Bedeutung, den Kursen zur Weiterbildung der in der 
Praxis stehenden Kaufleute großes Augenmerk zugewendet, die meist von 
den Handelskammern errichtet, beziehungsweise gefördert werden. 
Ein Teil der Handelsfächer findet sich schon im Vorlesungsplane 
der London School of Economic and Political Science, 
welche infolgedessen auch häufig als Handelshochschule angesehen 
wurde, während dieselbe vielmehr eine ähnliche Organisation und die 
selben Aufgaben wie die Ecole libre des Sciences politiques in laiis 
aufweist. 
Als erste Handelshochschule Englands muß die an der Uni 
versität in Birmingham errichtete Hand elsf akultät 
(Faculty of Commerce) betrachtet werden. Die Universität wurde 
als »Mason University College« begründet und im Jahre 1897 gesetz 
lich anerkannt. Durch eine weitere bedeutende Schenkung wurde es 
ermöglicht, dieses College zu einer Universität auszugestalten, deren
	        
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