Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (5)

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Zum Vergleiche stellt Simonsen die Kosten bei der Herstellung 
von 500 / Spiritus aus Kartoffeln hier daneben: 
5 t Kartoffeln ä M 1’87 pro 100 kg M 93’50 
250 kg Steinkohle ä M. 19'80 pro Tonne .... « 4'95 
Summe. . . M 98'45 
500/ Spiritus ä M 0'25 pro Liter M 125"— 
Rechnet man die dafür aufgelaufenen Spesen ab, so resultiert 
eine Differenz von M 26'55. Diese und die erhaltene Schlempe (d. i. 
die entgeistete Maische, welche verfüttert wird) müßten nun hinreichen, 
um die Kosten für die Hefe, Arbeitslöhne, Administration, Amorti 
sation etc. zu decken. 
In Norwegen läßt sich Kartoffelspiritus derzeit nicht billiger als 
zu 25 M pro 100 l produzieren. Der Gestehungspreis des Alkohols 
aus Holz stellt sich laut dieser Aufstellung für 100 / Spiritus auf 
M 15-86. 
Ich habe die von Simonsen aufgestellten Ziffern nebst den 
Erläuterungen fast wörtlich angeführt, da diese in vielen Kreisen, 
wie sich ja auch auf dem Kongreß gezeigt hat, lebhaftes Interesse 
erregen dürften. Heute, wo man bestrebt ist, dem Spiritus viele neue 
Verwendungsarten zuzuführen, allerdings um dadurch eventuell die 
Landwirtschaft zu heben, ist dieses Verfahren umsomehr dazu an 
getan, auch breitere Bevölkerungsschichten mit diesem neuen alten 
Verfahren bekannt zu machen. Erst im Juni v. J. hat eine schöne 
Ausstellung in Berlin die vielfache Verwendung der Kartoffel und 
des Spiritus einem großen Publikum vor Augen geführt. Im Mai d. J. 
wird in Wien eine solche Ausstellung eröffnet werden, welche sich 
gewiß, dafür bürgen die Persönlichkeiten, die die Sache in die Hand 
genommen haben, ebenso instruktiv und schön wie die Berliner Vor 
gängerin repräsentieren wird. Wenn auch heute dieses Verfahren 
für österreichische und deutsche Verhältnisse noch nicht rentabel 
erscheint, so ist zu erwägen, daß einzelne Länder bereits nach diesem 
Verfahren arbeiten. Im Jahre 1819 hat Braconnot seine Entdeckung, 
Holz mittels Schwefelsäure in Zucker und diesen dann in Alkohol 
überzuführen, publiziert. Seit dieser Zeit, bis heute, ist der Gedanke 
nicht mehr fallen gelassen worden und in der wissenschaftlichen 
Literatur finden sich seither eine .Reihe von Vorschlägen, von denen 
in diesem Aufsatz nur einige enthalten sind, die darauf hinzielen, 
diese Idee industriell zu verwerten. Bei dem heutigen Stande der 
Wissenschaft kann über Nacht irgend eine wesentliche Verbesserung 
an diesem Verfahren gemacht werden, wodurch vielleicht die Kartoffel 
mit dem Holz nicht mehr in Konkurrenz treten könnte. Daß dadurch 
die Landwirtschaft noch schwerer bedroht wäre, als sie es heute 
schon ist, wer würde sich darum kümmern? Unaufhaltsam geht die
	        
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