Die sprachliche Bedeutung des Wortes Indent liegt weitab von
jenem Sinne, der ihm im Handelsverkehr beigelegt wird. Indent heißt
einzähnen, einkerben. 1 ) Ein Indented paper ist ein gekerbtes, bzw. ge
zahntes Papier, wie es dadurch entsteht, daß man es von einem anderen
Papierteile aus einer perforierten Linie abtrennt oder in einer Zickzack
oder Wellenlinie abschneidet, ein Vorgang, der bekanntermaßen bei
Dokumenten oftmals eingehalten wird, um ihre Zugehörigkeit zu einer
Duplikatausfertigung nachweisen zu können. Nach dieser äußerlichen
Eigenschaft wandte man schließlich das Wort Indent in übertragenem
Sinne auf Verträge, Aufträge oder Verpflichtungen verschiedener Art an.
Im Handelsverkehr Englands nennt man einen Indent einen vom
Auslande kommenden Einkaufsauftrag, ohne aber das Wort im Verkehr
mit allen Handelsgebieten gleichmäßig zu verwenden. Ein strenger
Gebrauch in diesem Sinne findet nur statt im Exporthandel nach
Vorderindien, Zanzibar, Ostasien und Australien. Aber auch hier
kann man noch eine weitere und eine engere Anwendung des Wortes
unterscheiden.
Die engere Anwendung findet statt auf den Auftrag, den ein in
den früher erwähnten Gebieten seßhafter Importeur oder Vertreter
eines europäischen (oder amerikanischen) Pixporteurs von einem Ein
heimischen, beziehungsweise dem gewöhnlichen Großhändler übernimmt,
eine bestimmte Ware in Europa oder Amerika einzukaufen und herbei
zuschaffen. Das ist der eigentliche Indent. Wenn die Order, die ein
europäischer Importeur von hier aus einem Exporteur oder Fabrikanten
in Europa erteilt, ebenfalls. häufig Indent genannt wird, geschieht das
nur mehr in weiterer, ungenauer Anwendung, man könnte sagen, in
zweifach übertragenem Sinne, weil diese Order zumeist eine indirekte
Weitergabe eines wirklichen Indents darstellt. Jedermann weiß aber,
daß das, was man als Indentgeschäft bezeichnet, zwischen dem Importeur
und Exporteur damit doch nicht entsteht.
Der Auftrag des einheimischen Kaufmannes oder, in Australien,
des Wholesale Dealers kann übernommen werden in einem wirklichen
Kommissionsverhältnisse, und das ist eigentlich das Natürliche, Ur
sprüngliche; die Tendenz aber, die im gesamten Exportgeschäft sich
geltend macht, immer mehr zum Eigenhandel überzugehen, weil der
selbe eine sicherere rechtliche Basis bietet für die allgemein vor-
*) Das Wort stammt vom lateinischen dens = Zahn, woraus man im Mittel
latein und Italienischen das Zeitwort indentare bildete (Murrey, the Oxford English
Dictionary).