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Indien und Ostasien anzuwenden gewohnt waren, eingeführt worden,
wozu, von der geographischen Nähe dieser Gebiete abgesehen, umso
mehr Grund vorhanden war, als der Import auf Basis vorher aufge
nommener Bestellungen hier, und eigentlich nur noch hier, eine ähnlich
bedeutende Rolle spielt wie dort. Das, was dem asiatischen Indent
geschäft sein besonderes Gepräge gibt, fehlt dagegen dem australischen.
DerAsiate ist zum großen Teile hinterhältig, unerläßlich, schikanös,
stets bestrebt, durch Schwierigkeiten, die er bei der Übernahme der
Ware macht, noch nachträglich Preiskonzessionen zu erzwingen. Sein
kommerzielles und moralisches Niveau ist ein derartiges, daß der
Europäer durch besondere Vertragsklauseln sich schützen und einer
glatten Übernahme Vorarbeiten muß. Anderseits bietet es aber dem
.Europäer auch die Möglichkeit, sich eine Vertragsstellung zuzueignen,
wie sie ihm ein europäischer Kontrahent nie konzedieren würde. Durch
diese zweifachen Bestrebungen der Europäer, der Bestellungsübernahme
eine Form und einen Inhalt zu geben, durch die der einheimische
Käufer so fest als möglich gebunden wird, sich selbst aber so viel
als möglich von Verpflichtungen freizuhalten, und durch die Erfolge,
die in diesen Richtungen erzielt werden, erhält das Indentgeschäft des
Ostens seine Eigenart.
Weitaus der größte Teil der Indents auf den asiatischen Märkten
und in Zanzibar wird nicht fix aufgenommen, sondern freibleibend fin
den Europäer. Es ist das Verhältnis in dieser Beziehung nicht überall
das gleiche; in Bombay aber beispielsweise, wo das Indentgeschäft
die charakteristischesten Formen besitzt, dürften nur etwa 2 Prozent
sofort definitiv aufgenommen werden. Bei der Auffassung, daß der
Verkäufer eigentlich einen Einkaufsauftrag auszuführen habe, ist
dieses Hmausschieben der definitiven Übernahme der Lieferungs-
Verpflichtung nicht schwer zu besorgen. Die Form, in der das erreicht
wird, ist übrigens in Indien und in Ostasien eine verschiedenartige.
Auf jeden Fall muß aber auf der anderen Seite der Käufer an seinen
Auftrag, beziehungsweise seine Erklärung der Kaufsabsicht unzweifelhaft
gebunden werden. Auch das wird erreicht. Und so versteht es der
den Import vermittelnde Europäer, sich durch den Indent einen Ab
nehmer zu sichern unter bestimmter Preisabmachung, ohne auf- sich
selbst eine Verpflichtung zu nehmen. Er braucht daher kein Reugeld
zu zahlen, wenn er nicht liefern will, etwa wie beim Prämiengeschäfte,
er braucht kein spekulatives Risiko auf sich zu nehmen, wie beim
Blankoverkauf, er braucht sich auch nicht früher eine Preiszusicherung
seitens eines europäischen Lieferanten geben zu lassen. Ganz ins Blaue
hinein kann er Lieferungsgeschäfte zu irgend welchen Preisen schließen,
durch die zwar die Käufer, er als Verkäufer vorerst aber noch nicht
gebunden ist. — Das Letztere zieht allerdings auf einem Importplatze,
auf dem das Indentgeschäft heimisch ist, für die Preisbildung eine die
Europäer im allgemeinen stark schädigende Wirkung nach sich. Die
Konkurrenz der Verkäufer schreckt auch nicht vor den unmöglichsten
Indentpreisen zurück, weil man doch weiß, daß, wenn man den Fa-