Die beherrschende Stellung, die England im Handelsverkehr mit
den überseeischen Ländern innegehabt hat zur Zeit, als die modernen
Verkehrsformen des Handels zur Entwicklung kamen, hat es mit sich
gebracht, daß sich auch das Bankgeschäft, das die Geldgebarung
des Überseehandels durchzuführen berufen ist, auf englischem Boden
zuerst zu höchster Blüte entwickelt hat. London, das das Zentrum
des Handelsverkehrs zwischen Europa und Übersee war, wurde auch
zum Zentrum des daran sich anschließenden Zahlungsverkehrs. Und es
war wohl auch dazu geschaffen, wie kein anderer Platz, durch die un
geheuren Kapitalien, die sich infolge der Beherrschung des Weltverkehrs
allmählich hier ansammelten. Die beherrschende Weltmachtstellung im
Handel hat allerdings London zum großen 'feile schon eingebüßt. Die
steigende Intensivität des Verkehrs zwischen Europa und Übersee bedarf
nicht mehr der zentralisierten Handelsvermittlung durch einen Platz.
Den Zahlungsverkehr beherrscht es aber noch zum größten Teile, und
wenn auch dieser Vermittlungstätigkeit Londons allmählich Konkurrenz
erwächst, so ist doch die Kapitalsmacht, auf die es seine Weltstellung
hierin stützt, noch so überragend und findet es an den Neigungen der
überseeischen Kaufleute, ihren Zahlungsverkehr in englischer Währung
und über London abzuwickeln, eine so bedeutende Stütze, daß ihm
diese Herrschaft nicht so bald entrissen werden wird.
Es kann nicht geleugnet werden, daß durch die Konzentration des
Geldverkehrs im Überseehandel auf einem Platze gewisse Vorteile für
alle daran Beteiligten entstehen. Die englische Währung hat sich dadurch
überall so gut eingelebt und einen derartig internationalen Charakter
erhalten, daß sie heute für den Geldverkehr mit Übersee jene Rolle
spielt, die die einheitliche Weltsprache im internationalen Wortverkehr
zu spielen berufen wäre. Alles braucht weiters in erster Linie nur mit
London in Verbindung zu stehen, der Exporteur bekommt seine For
derungen dort angewiesen, der Importeur stellt seine Schuldposten dort
zur Verfügung. Es wäre für einen österreichischen Exporteur viel un
angenehmer, wenn ihm seine überseeischen Kunden in gleichem Maße
bei nationalen Banken der verschiedenen Handelsstaaten Europas in
deren Währungen anweisen würden, als wenn er doch vornehmlich
nur mit Pfund Sterling-Beträgen in London zu rechnen hat. Besonders
die überseeischen Kaufleute, die zumeist Import und Export betreiben
und mit vielen Absatz- und Bezugsländern (europäischen und außer
europäischen) in Verbindung stehen, ziehen einen großen Vorteil daraus,
daß man überall gewöhnt ist, bei Bezügen die Schuldsummen in London