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denen in Paris Vistawechsel auf andere europäische Frankenwährungs
länder notiert werden. Und weil somit der gesamte Zinsfuß, der hier
zum Abzüge vom Pfund Sterling-Betrage des Wechsels verwendet wird,
als Vergütung für die Bank bei Auswechslung eines baren, in England
verfügbaren " Pfund Sterling-Betrages gegen einen in einer Kolonie
später fälligen und einzukassierenden Betrag zu betrachten ist gleicher
weise, wie das sonst durch die Devisenkurse zur Durchführung gebracht
wird, wird dieser Zinsfuß »Exchange« geheißen.
Diesen Darlegungen entsprechend wird die Höhe der Exchange,
die für einen bestimmten Wechselplatz und eine bestimmte Sicht notiert
wird, abhängig sein einerseits von dem Werte, mit dem Zahlungs
anweisungen auf den betreffenden Platz und die betreffende Sicht
eingeschätzt werden, was von Angebot und Nachträge nach solchen
sowie von den Kreditverhältnissen im Zahlungsgebiete bedingt wird,
andererseits von der Geldllüssigkeit in England, die neben den letzteren
vornehmlich die Flöhe der Zinsvergütung für die spätere Fälligkeit
beeinflussen wird. Die Höhe des zugrunde gelegten Zinsfußes wird man
ungefähr ersehen können aus der Differenz (Sr Exchange verschiedener
Sichten. Wenn die Standard Bank of South Africa, Ihm., am 16. Mai
1908 ihre Buying Rates für die Kapkolonie mit 1 / 2 % für Sicht, 1%
für 30 Tage Sicht, 1 5 /s °/o für 60 Ta S e Sicht ’ 2 V-i°/o für 90 Ta S e
Sicht, 2 7 / s °/ 0 für 120 Tage Sicht notiert hatte, so sieht man, daß die
von ihr für 30 Tage Fälligkeitsunterschied verlangte Zinsvergütung
war > also P ro J ahr ein Zinsfuß von ^ ^V2°/0 zu gründe
gelegt wurde.*) Am 8. Juni desselben Jahres notiert die Bank dieselben
Sichten mit 3 / 4 , l s / 8 , 2%, 2 7 / 8 , 3 1 / 2 0 /o- Hier ist der Unterschied 8 / 8
bis ;i / 4 %, was einer Steigerung des Zinsfußes gegen früher von 1 1 / 2 0 / 0
pro anno entspricht. Wie die Exchange beeinflußt wird durch die
verschiedene Wertschätzung für Wechsel, zahlbar in verschiedenen
Gebieten, geht aus einem Notierungszirkular der Bank of Afrika, Lim.,
hervor, in dem Demandwechsel auf die Kapkolonie, Natal, Orange
River und Transvaal mit 3 / 8 °/ 0 , Rhodesia mit >/ 2 %, Beira (wo auch
in Pfund Sterling gezahlt wird) mit 7 / 8 %, 90 Tage-Sichtwechsel mit
2, beziehungsweise 2% und 2 1 j 2 ,, l 0 notiert erscheinen. Die Exchange
auf Australien und Neuseeland ist natürlich wegen der größeren Ent
fernung dieser Gebiete und des dadurch hervorgerufenen größeren
Zinsverlustes beim Inkasso höher als die auf Südafrika. - Für kleine
Wechsel wird eine Minimum-Charge pro Bill, z. B. 3 sh. 6 d, berechnet.
Nach englischer Usance hat, wie schon erwänt, der Verkäufer
das Recht, die Spesen, die sich bei Einziehung des Zahlungsbetrages
ergeben, vom Käufer ersetzt zu verlangen. Als solche Spesen faßt man
aber nicht nur die reinen Inkassospesen auf, sondern ganz allgemein
auch die gesamte Vergütung (inkl. Zinsen), die man den Banken für volle
*) Es wird nicht immer die Steigerung des Zinsfußes für spätere Sichten
proportional zur Laufzeit erfolgen, denn es steigt das Risiko des Wechselnehmers
ebenfalls nicht immer proportional, sondern auch gelegentlich in stärkeren Pro
gressionen (so bei sehr unsicheren wirtschaftlichen Zuständen).