Gebühren. So bestrickend das erstere für die praktischen Kaufleute
auf den ersten Blick erscheinen mag, so wenig geeignet erscheint es
eigentlich im allgemeinen für die kaufmännische Praxis, weil Gratis
auskünfte größtenteils lange nicht mit so ernsten Absichten ver-
verlangt und nicht mit derselben Sorgfalt gegeben, sowie ange
wendet werden, wie bezahlte Dienste. Dies erweist der Vergleich
zwischen der Wirksamkeit der Exportämter mit Gebühren und ohne
Gebühren. Werden Gebühren eingehoben, und diese müssen infolge des
aufzuwendenden Apparates sehr hohe sein (mindestens 100—500 K)
jährlich von jedem Kaufmann) so werden sämtliche Informationen auch
mit Rücksicht auf das betreffende Unternehmen gegeben werden
müssen und daher auch zum größeren Teile tatsächlich praktisch ver
wendbar sein. Gratisinformationen müssen in weitaus größerer Zahl erteilt
werden, können unmöglich individualisiert werden und müssen daher
logischerweise meist praktisch wertlos sein, weil für den Handel nur
spezielle Informationen Wert haben können und diese wieder nicht
für sämtliche Unternehmungen passend erscheinen.. Die Kaufleute
werden daher jede unentgeltliche Information mit Dank hinnehmen
müssen und es muß der eigentümliche Gegensatz zu tage treten, daß die
Wirksamkeit eines solchen Institutes öffentlich anerkannt, jedoch von
den einzelnen manchmal als bedeutungslos angesehen wird.
Als eine vollständig verfehlte Idee muß diejenige der Provinzial-
Plandelsmuseen angesehen werden, weil ein Handels-Museum nui bei
sehr großem Betriebsumfange entsprechende Resultate ergeben kann
und ein beschränkter Betrieb direkt einen Mißerfolg herbeiführen muß. ! )
Auch muß beachtet werden, daß die Provinzialstädte absolut nicht
ienen Fremdenverkehr aufweisen und nicht von Einkäufern besucht werden,
daher gar nicht die Möglichkeit haben, mit eventuellen Kollektionen
an die Interessenten heranzutreten. Exportmusterlager, Filialen und
Exposituren von Handels-Museen haben dagegen einen Zweck auf den
großen Land- und Seehandelsplätzen (London, Hamburg, Paris, Mar
seille, Genua, Liverpool, New York etc.), ebenso erscheint von größerer
praktischer Bedeutung die Installation temporärer oder permanenter
Ausstellungen von Artikeln einer Branche, welche im Auslande her
gestellt werden und größeren Absatz gefunden haben, in hiefür geeigneten
Städten, um dadurch auf die gewerbliche lätigkeit der betreffenden
Gegend fruchtbringend und Ideen erzeugend einzuwirken.
In den letzten Jahren wurden auch auf den Weltausstellungen
Handelsmusealabteilungen errichtet, welche den Interessenten alle auf
das betreffende Land bezüglichen Auskünfte und Informationen erteilen.
Diese Einrichtung hat sich, richtig installiert und geleitet, bewährt.
In manchen Staaten entstanden auch unter dem Namen »Handels-
Museen« Zeitschriften oder Agenturen, welche ähnliche Zwecke wie
die gleichnamigen Anstalten verfolgend, sich als reine Privatunter-
i) Einen sehr lesenswerten Aufsatz über Provinzial-Handelsmuseen hat der
Exporteur Gustav Trenkler im »Handels-Museum« vom 26. Juli 1888 ver-
öfientlicht.