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In Nordamerika war es die Weltausstellung in Chicago, auf
welcher sehr umfangreiche und instruktive Kollektionen von Roh
stoffen Süd- und Zentralamerikas vorhanden waren. Man wollte diese
Kollektionen für die dauernde Benützung erhalten und beschäftigte
sich mit diesem Gedanken in mehreren Städten Amerikas, insbesondere
in Chicago selbst. Schließlich kaufte die Stadt Philadelphia die Muster
sammlungen an und diese bildeten den Grundstock für das dortige
Handels-Museum, welches Ende 1895 in einer vorher nicht erreichten
Vollendung ins Leben gerufen wurde.
In Japan finden wir in den bedeutendsten Handelszentren (Yoko
hama, Kobe, Osaka) nach europäischem Muster eingerichtete Handels-
Museen, die sich aber in ihrer weiteren Entwicklung zu eigenartigen
Instituten ausgestaltet haben.
Auch in den englischen Kolonien tauchte der Gedanke wieder
holt auf und wurde teilweise verwirklicht.
Die genannten Institute stellen so ziemlich die wichtigsten Anstalten
dieses lypusdar, doch werden beiden einzelnen Ländern auch die weniger
bedeutenden Einrichtungen dieser Art zur Besprechung gelangen.
Eine Einrichtung, welche den Handels-Museen ähnlich ist, aber
in bezug auf das geographische Gebiet beschränkt ist, in bezug auf
das Arbeitsfeld ausgedehntere Aufgaben aufweist, wird durch die
Kolonial-Museen verkörpert. Dieselben sollen in erster Linie das Ver
ständnis der heimischen Bevölkerung für die Verhältnisse der eigenen
Kolonien fördern, größeres Interesse hiefür erwecken und wach er
halten, zur allgemeinen Bildung beitragen und junge Leute zur Aus
wanderung anregen. In zweiter Linie haben dieselben aber auch
die Aufgabe, den Handel und Verkehr mit den Kolonien zu fördern.
Wir finden daher in diesen Museen Sammlungen der kolonialen
Produkte und Gebrauchsgegenstände sowie ethnologische Objekte,
aber auch Ausstellungen von Artikeln, welche in den betreffenden
Kolonien Absatz finden. Das bedeutendste dieser Institute befindet
sich in London, ferner besteht ein Kolonial-Museum speziell für den
Kongo in Brüssel, welches durch die Initiative und die reichen
Spenden des Königs Leopold entstanden ist. Holland besitzt ein
solches Museum in Haarlem, und in Deutschland wurde In neuester
Zeit (1899) ein Kolonial-Museum in Berlin begründet. Die Institute
in London und Marseille pflegen Recherchen über koloniale Materien
aller Art, indem sie koloniale Produkte untersuchen, Versuche dar
über anstellen, welche Produkte in den einzelnen Kolonien anpflan
zungsfähig wären und andere Forschungen durchführen. Mit dem
Museum in Marseille steht ein ansgedehnter Unterricht in kolonialen
Lehrgegenständen in Verbindung. Auch an einigen höheren Handels
schulen Frankreichs finden sich Kolonial-Museen und Kolonialunter
richtssektionen. In Bremen wieder finden wir ein bedeutendes Museum
für Handelsgeographie, welches hier erwähnt werden muß.
Neben diesen eigentlichen Museen findet sich aber noch eine
ganze Reihe handelsmusealartiger Institutionen, die nur eine oder