Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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aber es sind vollständig freie Vereinigungen, wie im britischen Reiche, 
den britischen Kolonien und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. 
In Rußland hat man sich bisher nicht entschließen können, die Korpo 
rationen der Kaufleute erster Gilde durch Handelskammern zu ersetzen, 
da man fürchtet, daß die Tätigkeit derselben nicht immer mit den 
Regierungsanschauungen übereinstimmen könnte. 
Größere Bedeutung als die inländischen Handelskammern, bei 
welchen die Exportförderungsagenden manchmal in eigenen Export 
bureaus vereinigt werden, wenn diese Tätigkeit entsprechend umfang 
reich ist, haben aber für die Förderung des Außenhandels die natio 
nalen Handelskammern im Auslande. 
Die Handelskammern im Auslande haben vornehmlich den Zweck, 
den Handelsverkehr zwischen ihren Ländern und ihrem Amtsbezirke 
zu fördern, die wirtschaftlichen Interessen der in ihrem Bezirke 
wohnenden Staatsangehörigen zu vertreten und für die eventuell 
bevorstehende Abschiießung von Handelsverträgen das nötige Infor 
mationsmaterial zu sammeln sowie im Interesse ihrer Mitglieder oder 
heimischer Firmen in den verschiedenartigsten Fällen zu intervenieren; 
damit kann eine mehr oder weniger ausgedehnte Informationstätigkeit, 
der Verkehr mit den Behörden, die Abgabe von Gutachten, die Heraus 
gabe von Handelsberichten, die Publikation von Zeitschriften oder 
Monographien, eine schiedsrichterliche Tätigkeit bei Streitigkeiten, 
Anträge der verschiedensten Art etc. in Verbindung stehen. 
Die Handelskammern im Auslande haben allerdings in erster 
Reihe für die dort ansässigen, dem gleichen Volke angehörigen Kauf 
leute praktische Bedeutung, doch entfalten sie nicht selten auch im 
Interesse der anderen heimischen lurmen eine recht gedeihliche Wirk 
samkeit. Mehrere von ihnen geben instruktive Mitteilungen oder Zeit 
schriften heraus, andere wieder haben auf ihrem Standorte heimische 
Exportmusterlager eingerichtet. Einzelne Kammern stehen im Genüsse 
zum Teil recht ansehnlicher Subventionen seitens der Regierungen. 
Sie können auch gelegentlich von Ausstellungen eine sehr rege Tätig 
keit im Interesse des heimischen Handels entwickeln. 
Gegen die Errichtung von Handelskammern im Auslande spricht 
hauptsächlich, daß die Kaufleute häufig nicht nur mit nationalen 
Erzeugnissen Handel treiben, sondern mit Waren aller Länder, und 
daher auch für die Förderung des Handels mit ihrem Heimatlande 
nicht immer das entsprechende Interesse hegen, ja sogar nicht selten 
entgegengesetzte Absichten haben. An manchen Plätzen sind auch 
viel zu wenig nationale Kaufleute vorhanden; ein Teil derselben dürfte 
sich an allen Orten nicht gerne majorisieren lassen und daher nicht 
beitreten. Da durch die Unterstützung seitens derartiger Institutionen 
meist gerade schwächere Firmen zur Ausdehnung ihres Plxportes ver 
anlaßt werden, entstehen hiedurch auch leicht Nachteile für die 
großen Exporteure. Endlich werden aber auch durch eine zu intensiv 
betriebene Exportförderung hiezu ungeeignete Elemente herangezogen, 
wodurch oft viel Zeit und Geld verloren geht. 
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