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wird. Solche Berichte sollen stets rezentes Material liefern, nicht zu
umfangreich, aber auch genau und richtig sein. Sie sollen alle bestehenden
und sich verändernden Verhältnisse, die für die heimische Industrie und
den nationalen Handel von Wichtigkeit sind, berühren. Sie müssen
vor allem klar sein und nebensächliche Tatsachen nur ganz kurz anführen.
Bei den Konsularberichten kommen ganz entgegengesetzte Fehler vor.
Sie sind nämlich entweder viel zu kurz oder viel zu lang, verbreiten
sich in überaus eingehender Weise über nebensächliche Details und
übersehen leider viel wichtigere Tatsachen. Manche Konsulate erstatten,
gleichsam einer Tradition gemäß, ungeheuer große und weitschweifende
Berichte. Ein gleichmäßig vorkommender Fehler besteht darin, daß
sie manchmal zu wenig sachgemäß gearbeitet sind und nicht praktisch
verwertbares Material bieten. Es sollen nicht nur die Projekte, sondern
auch die hiernach vollzogenen Tatsachen berücksichtigt erscheinen.
Ein weiterer Mangel derselben liegt darin, daß sie nicht gleichmäßig
verläßlich sind, und daß sie nicht immer genügend präzis verfaßt
erscheinen.
Gerade diese letzteren Gründe haben zu der Überzeugung geführt,
daß für die gegenwärtigen Wirtschaftsverhältnisse mit ihrer vielseitigen
und speziellen Entwicklung die allgemeine Konsularberichterstattung
nicht mehr genügen kann, sondern daß hiefür eine den Umständen
vollständig angepaßte, sachgemäße und präzisere Berichterstattung ein
gerichtet werden soll, die aber keineswegs durch die Konsuln erfolgen
kann, sondern von technisch und kommerziell gebildeten Fachmännern
durchgeführt werden muß.
Die Berichterstattung über die allgemeinen wirtschaftlichen,
finanziellen und politischen Verhältnisse hat in neuerer Zeit durch den
gesteigerten Verkehr und auch insbesondere dadurch an Wert verloren,
daß dieselbe anscheinend unentgeltlich und in weitestem Ausmaße
durch die Zeitungen und Korrespondenzbureaus für das große Publikum,
also auch für die Kaufleute und Industriellen besorgt wird, und gerade
in dieser Hinsicht haben einige Journale in manchen Staaten eine ganz
besondere Entwicklung aufzuweisen. Es scheint nun vielfach gänzlich
übersehen zu werden, daß diese Kreise die wünschenswerten allgemeinen
Berichte gelegentlich ihrer täglichen Lektüre den Zeitungen entnehmen,
weshalb die Konsularberichte, welche höchstens eine Zusammenfassung
derselben zu bieten vermögen und leider auch in einzelnen Fällen
nur aus Zeitungsnachrichten und sonstigen allgemein zugänglichen
Publikationen ihr Material schöpfen, nicht auf besonderes Interesse
rechnen können. Die richtige Quelle für diese Berichte sollen in
erster Linie die persönlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen bilden.
Erhaltene Auskünfte müssen seitens des Berichterstatters einer genauen
Kontrolle unterzogen werden. Selbstredend müssen bei der Verfassung
auch alle wirtschaftlichen Publikationen, die in dem betreffenden Bezirk
erschienen sind, Beachtung finden.
Das Hauptaugenmerk muß auf die spezielle Berichterstattung
gerichtet werden, welche immer größere Bedeutung gewinnt. Dieselbe
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