Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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wird. Solche Berichte sollen stets rezentes Material liefern, nicht zu 
umfangreich, aber auch genau und richtig sein. Sie sollen alle bestehenden 
und sich verändernden Verhältnisse, die für die heimische Industrie und 
den nationalen Handel von Wichtigkeit sind, berühren. Sie müssen 
vor allem klar sein und nebensächliche Tatsachen nur ganz kurz anführen. 
Bei den Konsularberichten kommen ganz entgegengesetzte Fehler vor. 
Sie sind nämlich entweder viel zu kurz oder viel zu lang, verbreiten 
sich in überaus eingehender Weise über nebensächliche Details und 
übersehen leider viel wichtigere Tatsachen. Manche Konsulate erstatten, 
gleichsam einer Tradition gemäß, ungeheuer große und weitschweifende 
Berichte. Ein gleichmäßig vorkommender Fehler besteht darin, daß 
sie manchmal zu wenig sachgemäß gearbeitet sind und nicht praktisch 
verwertbares Material bieten. Es sollen nicht nur die Projekte, sondern 
auch die hiernach vollzogenen Tatsachen berücksichtigt erscheinen. 
Ein weiterer Mangel derselben liegt darin, daß sie nicht gleichmäßig 
verläßlich sind, und daß sie nicht immer genügend präzis verfaßt 
erscheinen. 
Gerade diese letzteren Gründe haben zu der Überzeugung geführt, 
daß für die gegenwärtigen Wirtschaftsverhältnisse mit ihrer vielseitigen 
und speziellen Entwicklung die allgemeine Konsularberichterstattung 
nicht mehr genügen kann, sondern daß hiefür eine den Umständen 
vollständig angepaßte, sachgemäße und präzisere Berichterstattung ein 
gerichtet werden soll, die aber keineswegs durch die Konsuln erfolgen 
kann, sondern von technisch und kommerziell gebildeten Fachmännern 
durchgeführt werden muß. 
Die Berichterstattung über die allgemeinen wirtschaftlichen, 
finanziellen und politischen Verhältnisse hat in neuerer Zeit durch den 
gesteigerten Verkehr und auch insbesondere dadurch an Wert verloren, 
daß dieselbe anscheinend unentgeltlich und in weitestem Ausmaße 
durch die Zeitungen und Korrespondenzbureaus für das große Publikum, 
also auch für die Kaufleute und Industriellen besorgt wird, und gerade 
in dieser Hinsicht haben einige Journale in manchen Staaten eine ganz 
besondere Entwicklung aufzuweisen. Es scheint nun vielfach gänzlich 
übersehen zu werden, daß diese Kreise die wünschenswerten allgemeinen 
Berichte gelegentlich ihrer täglichen Lektüre den Zeitungen entnehmen, 
weshalb die Konsularberichte, welche höchstens eine Zusammenfassung 
derselben zu bieten vermögen und leider auch in einzelnen Fällen 
nur aus Zeitungsnachrichten und sonstigen allgemein zugänglichen 
Publikationen ihr Material schöpfen, nicht auf besonderes Interesse 
rechnen können. Die richtige Quelle für diese Berichte sollen in 
erster Linie die persönlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen bilden. 
Erhaltene Auskünfte müssen seitens des Berichterstatters einer genauen 
Kontrolle unterzogen werden. Selbstredend müssen bei der Verfassung 
auch alle wirtschaftlichen Publikationen, die in dem betreffenden Bezirk 
erschienen sind, Beachtung finden. 
Das Hauptaugenmerk muß auf die spezielle Berichterstattung 
gerichtet werden, welche immer größere Bedeutung gewinnt. Dieselbe 
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