Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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Erzeugnisse der Saison geben, aber auch Vergleiche ermöglichen, 
welche sonst ganz ausgeschlossen wären, und die nicht wenig zur 
weiteren Entwicklung des betreffenden Industriezweiges beitragen. Un 
bedingte Voraussetzung hiefür bildet allerdings die strengste Reell hat 
aller Teilnehmer, und das Bestehen solcher Institutionen bildet den 
besten Beweis hiefür. Nach dem Beispiele der englischen Industriellen 
haben im Jahre 1903 auch die Tuchindustriellen in Elbeuf und 
Louviers den Plan gefaßt, in Paris ein derartiges Institut zu errichten, 
welches die Muster sämtlicher Fabriken dieser Branche zur Ausstellung 
bringt. Die Sommerkollektionen sollen vom 1. Mai, die Winterkollektionen 
vom 1. November ab durch einen Monat zu besichtigen sein. Solche 
Einrichtungen können selbstredend nur in Ländern mit sehr ent 
wickelter kaufmännischer Moral entstehen und sich bewähren. Ihr 
Wert für die kaufmännische Praxis ist bei entsprechender Beteiligung 
der Verkäufer und Einkäufer für beide Teile unverkennbar. In anderen 
Ländern wirken sie durch leicht entstehende illoyale Konkurrenz direkt 
schädigend auf die rührigsten Geschäftsleute. 
Einzelne Interessentenkreise versuchten auch die Errichtung von 
Handelsagenturen im Auslande mit Unterstützung und Förderung 
der Regierung. So wurde z. B. im Juli 1893 eine italienische Handels 
agentur in Liverpool errichtet, die alle Informationen erteilt, Aufträge 
übernimmt, italienische Muster ausstellt, und für die vermittelten Ge 
schäfte 3 Prozent Provision erhält. Die Benützung des Musterlagers 
sowie der Informationen ist unentgeltlich, der Direktor darf keine 
Geschäfte für eigene Rechnung machen. In Konstantinopel hat der 
Exportverband deutscher Maschinenfabriken und Hüttenwerke in Berlin 1 ) 
eine Exportagentur eingerichtet. 
Exportenqueten waren insbesondere in den beiden letzten 
Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in mehreren Staaten an der 
Tagesordnung. Bei eingehenderem Studium der Verhandlungen dieser 
Enqueten ergibt sich das Resultat, daß hiebei stets auf die analogen 
Bestrebungen des Auslandes hingewiesen wurde und gewisse Vor 
schläge sich immer wieder finden. Hiezu gehören: die Förderung von 
Industrie und Handel durch Herabminderung der Steuern, Gebühren, 
Frachtsätze und Schiffstarife, die Gründung von großen Exportgesell 
schaften und Exportbanken, die Gründung von kaufmännischen Unter 
richtsanstalten, von I-Iandels-Museen und Musterlagern, schwimmende 
Ausstellungen, Erleichterungen für die Warenein- und -ausfuhr, Reformen 
im Konsulardienst und in der Konsularberichterstattung u. dgl. m. 
Eine immer wiederkehrende und fast stets mit wenig Erfolg 
durchgeführte oder abgelehnte Idee ist diejenige der schwim 
menden Exportausstellungen. Fast in allen Handelsstaaten sind der 
artige Unternehmungen tatsächlich veranstaltet oder im Projekt diskutiert 
worden. Trotzdem gerade die erfahrensten Exportfachmänner mit 
J ) Derselbe wurde im Juli 1891 mit einem Kapital von 5000 M(\) gegründet 
und hat auch in Athen eine permanente Ausstellung deutscher Industrieerzeug 
nisse eröffnet. Diesem Beispiele folgten auch andere industrielle Verbände.
	        
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