Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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Rücksicht auf die meist gänzliche Erfolglosigkeit .stets abrieten, wurde 
das Projekt doch ziemlich oft, insbesondere von nordamerikanischen 
Interessenten durchgeführt. Der Versuch lohnt sich vielleicht noch am 
besten, wenn er in nicht zu großem Maßstabe ausgeführt und mit 
entsprechenden Bereisungen der den Häfen zunächstliegenden Handels 
plätze verbunden ist. Es wird aber zu wenig beachtet, daß nicht alle 
Schiffe hiefür tauglich sind, daß das Schiff oft gerade die wichtigsten 
Häfen nicht anlaufen kann, sondern auf der Reede verbleiben muß, 
daß nur ein kleiner Teil der Importeure zum Besuche des Schiffes zu 
bewegen ist, größere Ordres nur sehr selten zu stände kommen, daß 
die Arrangeure gewöhnlich viel zu wenig Waren- und ßranchekennt- 
nisse besitzen, die vorhandenen Hilfskräfte meist nicht genügen und die 
Arbeit des Ein- und Auspackens sowie insbesondere das geschmack 
volle Arrangement der Kollektionen während des jeweiligen Auf 
enthaltes in keinem Verhältnis zu den Resultaten steht. 
Eine der ersten schwimmenden Ausstellungen in der neuesten 
Plandelsperiode wurde in den Siebzigerjahren von einem jungen 
deutschen Kaufmann nach Ostasien durchgeführt. Er erbaute mit seinem 
Kapital ein Segelschiff; über 100 Fabrikanten Deutschlands und Öster 
reichs übergaben ihm ihre Vertretung und Musterkollektionen, aber bei 
dem Eintreffen in Übersee erwiesen sich die Waren als vollständig 
unverkäuflich. Im Jahre 1889 hat sich in Deutschland eine Gruppe 
gebildet, zur Durchführung einer schwimmenden Riesenausstellung, 
welche 80 Häfen besuchen sollte, woran 3000 Aussteller teilnehmen 
sollten. Die Hamburger Handelskammer hat sich bei diesem Falle 
vollständig ungünstig über derartige Unternehmen ausgesprochen. Im 
gleichen Jahre wurde außerdem gleichzeitig in Spanien und Argentinien 
je eine schwimmende Ausstellung veranstaltet, welche hauptsächlich 
die südamerikanischen Staaten besuchte. Dieselben erwiesen sich ebenso 
wie alle übrigen derartigen Unternehmungen als durchaus verfehlt 
angelegt und durchgeführt. Sie brachten daher wenig Erfolge. In Eng 
land stehen sämtliche Kreise den schwimmenden Musterlagern sehr 
skeptisch gegenüber, was sich sowohl in Zeitungsartikeln als auch bei 
anderen Gelegenheiten wiederholt geäußert hat. In Österreich finden 
wir den Plan nur selten durchgeführt und die dadurch erzielten prakti 
schen Resultate unbedeutend gegenüber den Kosten. In Ungarn 
entstanden in den Achtzigerjahren wiederholt derartige Export 
förderungsbestrebungen, doch ist man auch hier wieder, trotzdem 
sich eine Enquete wärmstens hiefür ausgesprochen hatte, davon 
abgekommen. 
Eine Abart dieser Einrichtung bilden die rollenden Muster 
lager, welche sich hauptsächlich in Amerika finden, woselbst die 
Direktion der kanadischen Pacificbahn schon im Jahre 1887 einen 
Spezialdienst mit Musterlagerwaggons eingerichtet hat. In neuester 
Zeit wurde eine solche rollende Ausstellung von einem österreichischen 
Exporthause in Kanada veranstaltet, deren Ergebnisse als zufrieden 
stellend bezeichnet werden müssen.
	        
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