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umfassenderer Sprachkenntnisse, dem Handel mit dem Ausland sowie
den ausländischen Rechts- und Wirtschaftsverhältnissen besondere
Aufmerksamkeit und Pflege widmen. Sie erweisen sich durch die
Ausbildung höherer und spezieller gebildeter Kräfte für die kauf
männische Praxis von Bedeutung, die seitens mancher Kaufleute unter
schätzt wird.
Selbstverständlich eignen sich gute und tüchtige Absolventen
einer Hochschule, die speziell für den Außenhandel vorbereitet, ganz
besonders zur Verwendung bei allen Exportförderungsaktionen und
-institutionell, da diese Lehranstalten ja gerade allen dieses Gebiet
berührenden Fragen besondere Aufmerksamkeit und Pflege angedeihen
lassen, die nötigen Sprachen- und kommerziellen Kenntnisse vermitteln
sowie auch für die entsprechende praktische Weiterbildung Sorge tragen.
Daß auch Handelshochschulen im allgemeinen einen Einfluß auf
die Exportförderung nehmen können und daß dieser Einfluß bei der
zunehmenden Ausgestaltung dieser jungen Schulkategorie in der Zukunft
noch bedeutend wachsen wird, kann keinem Zweifel unterliegen, weil
diese Anstalten in erster Linie berufen erscheinen, die zukünftigen
Kaufleute, Geschäftsleiter und Handelsvertreter heranzubilden und weil
der praktische Erfolg nicht in letzter Linie von der gediegeneren Bildung
der Kaufleute und Industriellen des Inlandes abhängt.
Handelshochschulen bestehen in Österreich-Ungarn, Frankreich,
Belgien, Italien, im Deutschen Reich, in der Schweiz, in den Ver
einigten Staaten von Nordamerika und Japan sowie in neuester Zeit
auch in Großbritannien. 1 )
Auch beim Unterrichtsbetrieb in den übrigen Handelslehr
anstalten kann und wird teilweise auf eine zweckentsprechende
Berücksichtigung und Förderung des Exportes durch die bessere
Ausbildung aller kaufmännischen Hilfskräfte hingearbeitet werden.
Das Interesse hiefür müßte jedoch bei der Bevölkerung in Ländern,
die bisher wenig kaufmännischen Geist aufwiesen und andere Berufe
unvergleichlich höherstellen, schon in den allgemeinen Volks-, Bürger
und Mittelschulen durch Aufnahme entsprechender Lesestücke in den
Lehr- und Lesebüchern, Erörterung hierauf bezüglicher Materien im
Geographie-, Geschichts- und Mathematikunterrichte sowie bei anderen
passenden Gelegenheiten geweckt und entwickelt werden.
Ebenso wie durch die Errichtung von Handelskammern hat man
auch durch die Gründung von Handelsschulen im Auslande die
Handelsbeziehungen mit dem betreffenden Gebiet zu fördern versucht,
und zwar war es in erster Linie Italien, welches diesen Weg im Orient
beschritt. Es kann gewiß nicht geleugnet werden, daß durch das Ver
trautsein mit der betreffenden Landessprache, durch den Unterricht
über die Produktion, den Handel und Verkehr Italiens Beziehungen
mit diesem Lande angeregt und vorbereitet werden. Mit diesen
Schulen stehen übrigens stets auch Ausstellungen italienischer Artikel
x ) Siehe Jahrbuch der Export-Akademie. Viertes und fünftes Studienjahr
1901/02 und 1902/03.