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Insbesondere in Perioden industrieller und kommerzieller Stag
nation oder Reaktion kehren Exportförderungsaktionen und -Vorschläge
immer wieder, wobei zwar in den einzelnen Ländern die gleichen
Mittel und Wege vorgeschlagen, aber mit sehr verschiedenartigem Erfo.g
zur Durchführung gebracht werden. Untersucht und überblickt man die
«ranze Reihe dieser Exportförderungsaktionen in den wichtigsten Staaten,
so er ebbt sich, daß fast immer danach eine mehr oder weniger an
dauernde Steigerung des Außenhandels auf solche Erörterungen und
Maßnahmen folgte, die nicht selten viel weniger als eine direkte Folge
dieser Aktionen erscheint, sondern vielmehr als eine natürliche Wirkung
des gesteigerten Interesses für den Außenhandel eintritt. Die Macht
des Schlagwortes bewährt sich auch hier. Besonderes Interesse und
daraus sich ergebende unermüdliche Tätigkeit sind die wichtigsten
Vorbedingungen für den Erfolg und den Fortschritt. Darauf beruht
die hervorragende Tüchtigkeit des einzelnen Individuums auf jedwedem
Gebiet, ebenso auch der kaufmännische Erfolg. _ V ,
Daher ist in einem gewissen Sinne jede Aktion, welche aas
Interesse für den Außenhandel erhöht, sowie die Rührigkeit der I ro-
duzenten und Kaufleute steigert, geeignet, eine Exportförderung ein
zuleiten. Aber wie verschieden sind die Mittel, die in den einzelnen
Ländern eine Steigerung des Interesses und der Tätigkeit bewirken.
Während es in einem Staate mit einer Bevölkerung, die vorwiegend
wirtschaftliche Interessen und wirtschaftliche Schulung aufweist, viel
leicht genügt, daß Absatz- oder Bezugsmöglichkeiten entstehen, werden
in einem Lande, dessen Bevölkerung entweder andere Interessen für
wichtiger hält, wirtschaftlich nicht genügend geschult oder überhaupt
indolent ist, selbst die sonst bewährtesten und wirksamsten Mittel nicht
zum Ziele führen. Die bezügliche Stufe, auf welcher die maßgebenden
Bevölkerungskreise stehen, kann man ziemlich deutlich und genau an
den verschiedenen an die Öffentlichkeit sich durchringenden Äußerungen
ihres Denkens und Ideenkreises ersehen, so vor allem an dem Inhalt
und der Art der Zeitungen, an den Äußerungen gegenüber den Re
gierungen, an der Literatur, dem Inhalt der Reden in den Vertretungs
körpern, aber auch an der Zahl der wirtschaftlichen Vereinigungen
gegenüber anderen Vereinen, dem Prozentsatz des gewerblich oder
kaufmännisch tätigen Bevölkerungsteiles und vielen anderen Momenten.
Je höher das wirtschaftliche Interesse und die wirtschaftliche Schulung
steht, desto mehr beschäftigen sich die Tageszeitungen und alle Kreise
mit wirtschaftlichen Fragen, desto größer ist die Zahl der wirtschaft
lichen Fachjournale, Fachwerke und Vereinigungen. Jedermann kann
die notwendigen Vergleiche leicht selbst anstellen und die entsprechenden
Schlüsse hieraus ziehen. Auch die Forderungen seitens der Produzenten
und Kaufleute an die Regierungen sind auf den einzelnen Stufen
wirtschaftlicher Schulung sehr verschieden. Im allgemeinen ist die wirt
schaftliche Bildung dieser Kreise um so niedriger, je direkter eine For
derung seitens der Regierung beansprucht wird. Besonders der Mangel
an kaufmännischer Routine und an Unternehmungsgeist tritt da oft zu