Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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Insbesondere in Perioden industrieller und kommerzieller Stag 
nation oder Reaktion kehren Exportförderungsaktionen und -Vorschläge 
immer wieder, wobei zwar in den einzelnen Ländern die gleichen 
Mittel und Wege vorgeschlagen, aber mit sehr verschiedenartigem Erfo.g 
zur Durchführung gebracht werden. Untersucht und überblickt man die 
«ranze Reihe dieser Exportförderungsaktionen in den wichtigsten Staaten, 
so er ebbt sich, daß fast immer danach eine mehr oder weniger an 
dauernde Steigerung des Außenhandels auf solche Erörterungen und 
Maßnahmen folgte, die nicht selten viel weniger als eine direkte Folge 
dieser Aktionen erscheint, sondern vielmehr als eine natürliche Wirkung 
des gesteigerten Interesses für den Außenhandel eintritt. Die Macht 
des Schlagwortes bewährt sich auch hier. Besonderes Interesse und 
daraus sich ergebende unermüdliche Tätigkeit sind die wichtigsten 
Vorbedingungen für den Erfolg und den Fortschritt. Darauf beruht 
die hervorragende Tüchtigkeit des einzelnen Individuums auf jedwedem 
Gebiet, ebenso auch der kaufmännische Erfolg. _ V , 
Daher ist in einem gewissen Sinne jede Aktion, welche aas 
Interesse für den Außenhandel erhöht, sowie die Rührigkeit der I ro- 
duzenten und Kaufleute steigert, geeignet, eine Exportförderung ein 
zuleiten. Aber wie verschieden sind die Mittel, die in den einzelnen 
Ländern eine Steigerung des Interesses und der Tätigkeit bewirken. 
Während es in einem Staate mit einer Bevölkerung, die vorwiegend 
wirtschaftliche Interessen und wirtschaftliche Schulung aufweist, viel 
leicht genügt, daß Absatz- oder Bezugsmöglichkeiten entstehen, werden 
in einem Lande, dessen Bevölkerung entweder andere Interessen für 
wichtiger hält, wirtschaftlich nicht genügend geschult oder überhaupt 
indolent ist, selbst die sonst bewährtesten und wirksamsten Mittel nicht 
zum Ziele führen. Die bezügliche Stufe, auf welcher die maßgebenden 
Bevölkerungskreise stehen, kann man ziemlich deutlich und genau an 
den verschiedenen an die Öffentlichkeit sich durchringenden Äußerungen 
ihres Denkens und Ideenkreises ersehen, so vor allem an dem Inhalt 
und der Art der Zeitungen, an den Äußerungen gegenüber den Re 
gierungen, an der Literatur, dem Inhalt der Reden in den Vertretungs 
körpern, aber auch an der Zahl der wirtschaftlichen Vereinigungen 
gegenüber anderen Vereinen, dem Prozentsatz des gewerblich oder 
kaufmännisch tätigen Bevölkerungsteiles und vielen anderen Momenten. 
Je höher das wirtschaftliche Interesse und die wirtschaftliche Schulung 
steht, desto mehr beschäftigen sich die Tageszeitungen und alle Kreise 
mit wirtschaftlichen Fragen, desto größer ist die Zahl der wirtschaft 
lichen Fachjournale, Fachwerke und Vereinigungen. Jedermann kann 
die notwendigen Vergleiche leicht selbst anstellen und die entsprechenden 
Schlüsse hieraus ziehen. Auch die Forderungen seitens der Produzenten 
und Kaufleute an die Regierungen sind auf den einzelnen Stufen 
wirtschaftlicher Schulung sehr verschieden. Im allgemeinen ist die wirt 
schaftliche Bildung dieser Kreise um so niedriger, je direkter eine For 
derung seitens der Regierung beansprucht wird. Besonders der Mangel 
an kaufmännischer Routine und an Unternehmungsgeist tritt da oft zu
	        
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