Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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Tage, indem die Kaufleute Beseitigung der Konkurrenz fordern, anstatt 
Kräftigung in dem Kampf mit derselben, ferner z. B. in der Forderung 
nach Bestellungen oder Ankäufen seitens der Regierungen, ohne daß 
gerade wirklicher Bedarf hiefür vorhanden wäre, in der Forderung, 
daß die Konsularfunktionäre oder andere Regierungsorgane direkt in 
das Handelsgetriebe eingreifen sollen, und ähnlichen Ansprüchen. Es 
bleibt dabei unbeachtet, daß die Einwirkung der ausländischen Ver 
hältnisse oft größer ist als diejenige der Regierungsmaßnahmen, deren 
Resultate dadurch häufig nach einiger Zeit illusorisch gemacht werden. 
Die Mittel und Wege, welche die Exportförderung wählt, 
müssen der betreffenden Stufe der Wirtschaft und wirtschaftlichen 
Bildung vollständig entsprechen, wenn sich Erfolge ergeben sollen, 
und in dieser Hinsicht werden vielleicht gerade die größten Fehler 
begangen, da man häufig ohne weitere Überlegung in einem Lande 
dieselben Mittel in der gleichen Weise anzuwenden versucht, die 
unter ganz anderen Verhältnissen gute Resultate ergeben haben. 
Theoretiker ohne praktische kommerzielle Tätigkeit werden dazu 
ebenso geneigt sein, wie Praktiker, die kritiklos' jedes neue Mittel 
versucht wissen wollen. Ebenso unüberlegt ist aber auch oft die 
Kritik, die heimische Einrichtungen verurteilt, und ausländische an 
empfiehlt, oder aber z. B. amerikanische Exportförderungsaktionen auf 
unsere Verhältnisse angewendet sehen will. Die Exportförderungsvor 
schläge bieten übrigens recht lehrreiche Einblicke, die teilweise sogar 
nicht einer gewissen Ironie und Komik entbehren; sie weisen hie und da 
einen geradezu erstaunlichen Mangel an Gründlichkeit, an Kenntnis 
und Vergleichsfähigkeit ausländischer und inländischer Verhältnisse, 
an kaufmännischer Erfahrung sowie an Verständnis für die Möglich 
keit oder die Art und Weise der Durchführung auf. So wird z. B. 
nicht selten in einem 1 ,ande eine ausländische Einrichtung zur Nach 
ahmung empfohlen, die in dem betreffenden Inlande längst besteht 
und als Vorbild für die empfohlene ausländische Institution diente, 
oder es werden gegenseitig die Einrichtungen des anderen Landes 
als bessere und mustergültige bezeichnet. Daher bedürfen neu auf 
tauchende Pixportförderungsprojekte der sorgfältigsten fachmännischen 
Prüfung; hat man sich jedoch zur Ausführung eines solchen Planes 
entschlossen, dann darf man auf keinen Fall auf halbem Weg stehen 
bleiben, da groß angelegte Aktionen ihre Wirkung oft erst nach 
längerer Zeit erweisen und kleinere Maßnahmen natürlich zu einem 
ausgebreiteten Plrfolg eines noch größeren Zeitraumes bedürfen. Wie bei 
allem und jedem kommt es auch bei der Exportförderung vor allem 
auf die Art und Weise der Durchführung an und selbst der geeignetste 
Plan muß fehlschlagen, wenn er nicht entsprechend durchgeführt wird. 
Daher sind auch große Ideen in dieser Richtung viel weniger 
wichtig und wirksam als eine sachverständige und sorgfältige 
Detailleitung der Aktionen. 
Unter den vielen im Laufe der Zeit entstandenen Projekten zur 
Handelsförderung finden sich nur selten sachgemäße und durchführbare
	        
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