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haben außerdem Monatsberichte und Quartalsberichte über Marktver
hältnisse, Preise, Warenvorräte, Kurse, Erfindungen, Gesetze und Ver
ordnungen, kommerzielle Angelegenheiten aller Art zu erstatten, sowie
besonders interessante Wahrnehmungen, über neue Industrieunterneh
mungen, Fallimente etc. zu berichten. Ferner haben die Konsuln fall
weise über Gegenstände der Handelspolitik, des Eisenbahnwesens, des
Lieferungswesens, über das betrügerische Treiben schwindelhafter Firmen,
Zolltarife, Ausstellungen etc., Spezialberichte zu erstatten. Sie haben
kommerzielle Anfragen so rasch als möglich zu beantworten und über
die Kreditfähigkeit fremder Firmen unter gewissen Modalitäten Aus
kunft zu geben. Die Konsulate sollen bei Anfragen einzelner Firmen
die Auskünfte an das Handels-Museum oder eine Korporation richten
und nur ausnahmsweise dieselben direkt beantworten, was im Hinblick
auf zahlreiche unangenehme Vorfälle nur zu berechtigt erscheint. Endlich
haben sie bei schwierigeren Inkassi mitzuwirken und im Falle gericht
liche Schritte unternommen werden, einen verläßlichen Vertreter namhaft
zu machen.
Besonders wichtig für die Exportförderung ist eine darauf abzielende
Tarifpolitik seitens der Eisenbahnen und Schiffahrtsunternehmungen.
Auch die Kolonialpolitik darf hier nicht unerwähnt bleiben, da sie
einen bedeutenden Einfluß auf die Exportförderung nehmen kann.
Die Beteiligung an Weltausstellungen und die Veranstaltung
sowie Beteiligung an Spezialausstellungen bilden sehr wichtige Ge
legenheiten zur Exportförderung.
Die Exportförderung durch ausgedehnteste Anwendung der Reklame
ist von bedeutender praktischer Wirksamkeit und wird hauptsächlich
seitens nordamerikanischer und englischer Exportfirmen durchgeführt.
Auch Zeitungen, welche durch heimische Unternehmer im Aus
lande herausgegeben werden, können günstig auf die Exportförderung
einwirken, wie z. B. die in überseeischen Gebieten sehi zahlreich vor
handenen englischen Journale. 1 ) Gegenwärtig planen die Ältesten der
Kaufmannschaft in Berlin ein ähnliches publizistisches Unternehmen.
In Österreich erscheint seit kurzer Zeit eine Zeitschrift »Der öster
reichische Export«, welche an alle Konsulate zur Abgabe an Firmen
ihres Bezirkes versandt wird.
Als eine besondere Art der Handelsförderung durch die Kauf
leute und Industriellen selbst stellen sich die Vorbereitungen zur
Erneuerung der Zolltarife und Handelsverträge dar. Zu diesem Zwecke
erscheint die Zentralisierung sämtlicher hierauf bezüglicher Arbeiten
der Interessenten von großem Werte, weil die kompetenten Behörden
dadurch eine einfachere, präzisere und auch verläßlichere Grundlage
erhalten, als dies durch Rundfragen, Enqueten, Einzelgutachten etc.
i) So werden z. B. zwanglos erscheinende Hefte in der betreffenden Fremd-
sprache an ausländische Firmen unentgeltlich versandt; auch die Konsulate ver
teilen diese Hefte. Der Zentralverband deutscher Industrieller hat ein ähnliches
Unternehmen für den japanischen Markt geplant, wobei sich die Insertionskosten
für die Quartseite pro 1000 Exemplare auf 50 M stellen würden.