Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (6)

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Form der Ausfuhrprämien hat früher insbesondere in England und 
Frankreich eine große Rolle gespielt, ist aber auch in Deutschland 
und Österreich-Ungarn nicht unbekannt. In England finden wir bereits 
im Jahre 1689 Ausfuhrprämien auf Weizen, Gerste, Malz, Hafer und 
Hafergrütze. Man unterscheidet direkte und indirekte Ausfuhrprämien. x ) 
Die direkten Ausfuhrprämien stellen eine tatsächliche Unterstützung 
des Staates vor, die nur durch den Export der betreffenden Ware 
bedingt ist. Dieses Mittel war insbesondere durch den radikalen 
Merkantilismus empfohlen und angewendet worden. Die indirekten Aus 
fuhrprämien bestehen in der Rückvergütung von gezahlten Gebühren, so 
z. B. in der Rückerstattung des eventuellen Eingangszolles auf die 
betreffende Rohware oder das Material, wobei der Identitätsnachweis 
für die Ware oder deren Rohstoffe erbracht werden mußte. Da die 
Kontrolle hiefür außerordentlich schwierig war, verzichtete man später 
häufig auf den Nachweis der Identität. Diese Rückvergütungen kommen 
als Bonifikationen noch in mehreren Staaten vor, und sind eine Folge 
des Schutzzollsystems. Gerade das Beispiel Englands beweist vielleicht am 
deutlichsten, daß solche Ausfuhrpämien oft viel mehr schaden als nützen, 
denn den größten Aufschwung im Pixporthandel hatte Pmgland erst dann 
zu verzeichnen, als es sich von allen Beschränkungen befreite. Es 
muß als ein charakteristischer Zug des vermeintlichen Fortschrittes 
angesehen werden, daß man nach einer Periode des Freihandels nun 
mehr wieder in England sein Heil durch gewisse Beschränkungen zu 
finden hofft, welcher Grundsatz nach einer bestimmten Zeit von dem 
entgegengesetzten wieder abgelöst werden dürfte. 
Im Gegensätze zu dieser künstlichen Förderung des Außenhandels 
stellt die Erleichterung der ausgedehntesten kommerziellen Information 
eine typische Form der natürlichen Förderung dar. 
III. 
Mit der stets zunehmenden Konkurrenz und wachsenden Aus 
dehnung des Handels nimmt die kaufmännische Information an 
Bedeutung zu und die Kaufleute bedürfen auch immer wieder neuerer, 
umfassenderer und eingehenderer Informationen, um ihren Geschäfts 
betrieb zu erweitern, ja sogar auch, um ihn nur auf dem bisherigen 
Umfang zu erhalten. Für die gesamte Handelsförderung durch den 
Staat, durch Vereinigungen aller Art und den Durchführungsmodus 
wichtig erscheint es, daß man allgemeine kaufmännische Infor 
mationen, welche für sämtliche kaufmännischen und produzierenden 
Betriebe eines Landes von Interesse sein können, und spezielle 
! ) Als charakteristische Formen der Ausfuhrprämien sind diejenigen auf 
Zucker in den verschiedenen Ländern hervorzuheben, welche Jahrzehnte lang 
bestanden und erst durch die Brüsseler Konvention aufgehoben wurden. Ferner 
kann hier noch die Ausfuhrprämie auf französische Wollwaren seit 1832 als 
Beispiel genannt werden. 
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