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öffnet. Das Departement gewährte für die Unterhaltung desselben
jährlich eine Unterstützung von 5400 Francs. Außer dem Laboranten
versahen alle Funktionäre des Museums ihre Ämter ohne Entgelt. Leider
standen dem Museum im Laufe der nächsten sechs Jahre bis zum
Jahre 1898 immer weniger Mittel zur Verfügung, so daß sich dieselben
schließlich auf 1250 Francs jährlich reduzierten und das Institut der
Auflösung nahe war.
Im Jahre 1897 erschien in der »Revue genera 1c des Sciences«
(vom 15. November 1897) eine Darstellung der Geschichte des Institutes
und seines Wertes für die Weiterbildung von Interessenten. Infolge
der dadurch hervorgerufenen Agitation bewilligte die Stadtverwaltung
von Marseille am 28. Juni 1898 einen Kredit von 450-000 Francs
für die Errichtung eines kolonialen Museums auf einem der Stadt
gehörigen Grund in dem .gleichen Werte, welcher sich im Zentrum
des Verkehres befindet. Das neue Museum enthält vier große Säle für
die Sammlungen der französischen Kolonien in den vier fremden Welt
teilen, ferner Laboratorien, Sitzungs- und Vortragssäle, eine Bibliothek
samt Lesesälen, einen kartographischen Saal sowie einen Versuchs
garten mit kolonialen Kulturen, endlich ein Glashaus, für welches
26.300 Francs bewilligt wurden. Das Institut beschäftigt sich auch
mit der Frage, welche Pflanzen sich zum Anbau in den französischen
Kolonien eignen, und hat zahlreiche Arbeiten zoologischer und botani
scher Natur mit Rücksicht auf die Verhältnisse in den Kolonien ver
öffentlicht. Das Kolonialinstitut, welches mit dem Museum in Verbindung
steht, hat eine große Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten durchgeführt
und veröffentlicht seit dem Gründungsjahre ununterbrochen die Ergeb
nisse seiner Forschungen in den »Annales de l’Institut colonial de
Marseille«.
Im Jahre 1900 wurde an der höheren Handelslehranstalt in
Marseille eine Kolonialäbteilung errichtet, welche durch das Museum
bedeutende Förderung findet. Das Kolonialmuseum umfaßt derzeit auch
Sammlungen von afrikanischen, amerikanischen, ozeanischen und asiati
schen Produkten. Dieselben wurden durch mehrfache spezielle Expedi
tionen bedeutend erweitert. Das Museum zählt heute eine große Reihe
von Korrespondenten in den französischen Besitzungen. Sämtliche
Kollektionen sind genau untersucht, bestimmt, klassifiziert, katalogisiert
und mit allen hierauf bezüglichen Angaben versehen. Es bildet selbst
redend nur ein Exportförderungsinstitüt für den Handel mit den
französischen Kolonien.
Eine Reihe exportfördernder Unternehmungen wurde durch die
französisch-russische Alliance veranlaßt und besonders gefördert. So
entstand unter Beteiligung der Bänque internationale und der inter
nationalen Handelsbank in St. Petersburg eine Reihe von kommerziellen
Gesellschaften, z. B. die Sociötü gönürale pour l’Industrie en Russie.
Überhaupt spielt das französische Kapital im russischen Orient, aber
auch in Rußland selbst, eine sehr große Rolle, wodurch der französische
Export nach russischen Gebieten eine bedeutende Erweiterung erfährt.